Kinderwunsch

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Südkorea ist weltweit das Land mit der niedrigsten Geburtenrate. Doch in der Chatgruppe „Hello Baby“ treffen sich sechs südkoreanische Frauen um die vierzig, um sich über ihren noch unerfüllten Kinderwunsch austauschen, den sie in einer der besten Kliniken des Landes erfüllen wollen. Nach einem Jahr Funkstille meldet sich plötzlich einer der Frauen mit einer freudigen Nachricht: sie hat ein Baby!

Kim Eui-kyung gibt in „Hello Baby“ einen Einblick in eine Welt, die den meisten Menschen verborgen bleibt, denn das Thema (unerfüllter) Kinderwunsch wird, nicht nur in Südkorea, in der Regel in Gruppen von Betroffenen besprochen. Die Autorin lässt alle sechs beteiligten Frauen zu Wort kommen und zeigt ihre ganz persönliche Perspektive. Dabei wird auch deutlich, welche Rolle Mütter in der südkoreanischen Gesellschaft haben. Sie sind den vielfältigsten Ansprüchen ausgesetzt: eine Familie gründen, der Schwiegermutter gerecht werden und gleichzeitig im Job funktionieren.

Ich fand es sehr bewegend, was diese Frauen für ihren Kinderwunsch auf sich nehmen. Man hat zwar eine grobe Vorstellung, aber das Buch macht deutlich, wie hart die Behandlung ist. Erschreckend fand ich, wie abwesend jeweils die Partner waren oder zumindest wirkten. Hier würde mich durchaus auch die männliche Perspektive interessieren, denn zur Elternschaft gehören ja eigentlich immer zwei Menschen. Im Buch sind wir sehr stark fokussiert auf die Rolle der Mutter.
Eigentlich sollte man ja meinen, dass in einem Land, dass die niedrigste Geburtenrate hat, das Kinderkriegen gefördert wird. Beim Lesen des Buches wird aber klar, dass das gar nicht so ist. Die Behandlung ist sehr teuer und muss teilweise von den Paaren getragen werden. Und im Arbeitsleben sollen die Frauen am besten immer gleich funktionieren und vollständig einsatzbereit sein.

Der Schreibstil der Autorin ist sehr eingängig. Die Kapitel sind immer mit Name und Alter der entsprechenden Frau überschrieben. Ich hatte ehrlich gesagt mit den Namen meine Schwierigkeiten und könnte die Geschichten der einzelnen Frauen nicht immer direkt zuordnen.

Insgesamt verdeutlicht Kim Eui-kyung, aus eigener Erfahrung, die Strapazen, Gefühle und Hoffnungen von Frauen in einer Kinderwunschbehandlung. Sie öffnet so den Blick in ein Feld, dass immer mit etwas Scham behaftet ist und daher hauptsächlich im Verborgenen bleibt. Dabei ist das Thema, nicht nur in Südkorea, sehr relevant und sollte gesellschaftlich besser anerkannt werden. Ein wichtiges und interessantes Buch, dass mich trotzdem nicht komplett überzeugen konnte.