Weniger Personenkult bekäme Kochbuch besser

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern Leerer Stern
zebra Avatar

Von

Steffen Henssler soll ja sehr unterhaltsam sein – zumindest legt seine TV-Präsenz das nahe. Mir war er (aus früheren Zeiten) als richtig guter Koch bekannt und nach (dem Erfolg von ) „Hensslers Schnelle Nummer“ lag Band 2 auf der Hand: gelungener Anschluss oder Reinfall?

Die Kapiteleinteilung mutet geradezu klassisch an: Es gibt Kapitel zu Salaten und Suppen, Gemüse, Fleisch, Pasta, Desserts. Auch die Idee, ein Kochbuch für diejenigen herauszugeben, die einerseits wenig Zeit zum Kochen haben, sich aber doch lecker und gesund ernähren wollen, ist gut. Doch man ahnt das „Aber“ bereits und es kommt: Das Augenmerk liegt bei diesem Kochbuch mehr auf einer Art „Personenkult“ und einer hippen, wertigen Aufmachung, worunter der Aspekt „KOCHbuch“ ein wenig ins Hintertreffen gerät. Das sei an zwei Beispielen verdeutlicht: Für Käsespätzle sollte ein Hobbykoch an sich kein Rezept mehr brauchen und den Gag mit dem veganen Burger („Man nehme ein veganes Bun“) KANN man lustig finden, muss man aber nicht – wenn schon Witze auf Kosten einer bestimmten Ernährungsform (übrigens nicht meiner, bevor hier jemand glaubt, es ginge um getroffene Hunde, die beißen), dann bitte auch auf die der Fleisch- und Fischesser (oder vegan einfach ignorieren). Da schießen Autor bzw. Verlag schlicht übers Ziel hinaus. Gut gedacht war sicher auch der „Farbbalken“ am Seitenschnitt, allerdings ging da wohl was schief, weil sich einzig das Fischkapitel durch die Länge des Balkens vom Rest abhebt. Das war offenbar anders geplant, so interpretiere ich jedenfalls die in bunter Schrift gestalteten Überschriften bzw. Seitenzahlen im Register – schade, das wäre nämlich wirklich ein Gimmick gewesen. Toll sind die Fotos und die Markierung vegetarischer Rezepte, mal ganz abgesehen von der Nachvollziehbarkeit der Anleitungen und der gesamten Aufmachung – doch auch da kommt wieder ein „Aber“: Die frischen Zutaten sind bei den Rezepten geradezu schrill hervorgehoben, ergänzt um Vorratszutaten (insofern ist das mit „max. 5 Zutaten“ ein bisschen geschönt, aber das erfährt man ja gleich am Anfang). Bis hierhin würde ich noch sagen: Ok, ginge übersichtlicher, aber dass zahlreiche der Vorratszutaten dann auch noch HSN-Zutaten sein sollen, der Autor also Marketing in eigener Sache macht, war mir dann doch zu viel des Guten. Darüber hinwegsehend gibt es aber einige spannende Rezepte, das sind v. a. die Getränke. Eine tolle Ergänzung für Kochneulinge sind sicher die Videoanleitungen.

Fazit: An sich ein tolles Buch, bei dem aber der „Personenkult“ zu übertrieben daherkommt, daher dieses Mal leider nur 3 Sterne.