Das schwierige Verhältnis zwischen Müttern und Töchtern

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Eigentlich geht es Maja gut, sie hat ihren Weg gemacht, einen tollen Mann gefunden, ist offenbar erfolgreich in ihrem Beruf. Wäre da nicht das gestörte Verhältnis zur Mutter, die sie enttäuscht hat, als sie die Ausbildung zur Konferenzdolmetscherin abgebrochen und das Arbeitsverhältnis bei den Vereinten Nationen ausgeschlagen hat. Nun konnte die Mutter nicht mehr stolz auf die Tochter sein. Der Bruch zwischen den beiden starken Persönlichkeiten war die Folge - ein Bruch, der sich bis in die Gegenwart hineinzieht.

Daher ist Maja auch so erstaunt, von der Mutter angerufen zu werden - es gebe ein Geheimnis zu klären, die Tochter solle kommen. Als diese dann jedoch vor der Tür steht, ist die Mutter verstorben. Selbstmord, so der Verdacht der Polizei, den Tochter und Nachbarin jedoch nicht nachvollziehen können.

In "Herbstvergessene" von Anja Jonuleit werden viele Dinge angerissen, bleiben zunächst jedoch noch im Unklaren. Klar ist, dass sich das Geheimnis um die Vergangenheit der Mutter dreht - um ein Foto, das Maja findet (und das passenderweise auch den Umschlag des Romans schmückt).

Sehr gelungen ist der Autorin der Wechsel der Perspektiven. Im Prolog und den beiden durch das unterschiedliche Druckbild kenntlich gemachten Tagebucheintragungen rückt die Mutter - oder zumindest eine Frau aus dem zweiten Weltkrieg in den Fokus. Auch sie ist Ich-Erzählerin, zwar mit weniger Worten als es Maja im eigentlichen Roman ist, aber die Erzählung wird aus ihrer Perspektive vorangetrieben.

Auch stilistisch ist dieser zweite Roman von Anja Jonuleit - von der ich bislang noch nie etwas gehört hatte - sehr gelungen. Die Wortwahl ist klar, die wenigen Dialekt-Phrasen wohlüberlegt eingesetzt. So gelingt es ihr, Spannung aufzubauen sowie das unbedingte Bedürfnis, diesen Roman weiter zu lesen.