Anja Jonuleit - Herbstvergessene

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Bei der Geschichte handelt es sich um eine Familiengeschichte die sich immer mehr zum Krimi entwickelt. Der Großteil der Erzählungen spielt in Wien und bei Bremen.
Bei Bremen gibt es ein Herrenhaus Hohehorst das in den 1940er Jahren der SS eigenen Organisation Lebensborn gehört hat. Hier fanden arische Mütter Zuflucht mit ihren Kindern. Das Familiengeheimnis an dem Maja forscht fand in diesem Heim ihren Ursprung.


Das Buch besteht aus zwei Handlungssträngen die sich nach und nach zusammenfügen. Der eine Handlungsstrang ist in der jetzigen Zeit mit Maja und wie sie dem Familiengeheimnis nachgeht. Im zweiten Handlungsstrang erfährt man nach und nach das Familiengeheimnis, dass ihre Großmutter Charlotte niedergeschrieben hat.

Die Geschichten wechseln sich Kapitelweise ab und sind auch durch eine leicht andere Schrift zu unterscheiden. Beide Geschichten werden in der Ich-Form geschrieben was anfangs etwas verwirrend war, da mir nicht von Anfang an klar war ob die zweite Geschichte eine Erzählung der Mutter oder der Großmutter ist. Nach zwei/drei Wechseln erfährt man allerdings, dass die zweite Geschichte die Geschichte der Großmutter ist und dann fiel es mir bedeutend einfacher diese zwei Erzählstränge außeinander zu halten und mich in die jeweilige Person, Zeit und Geschichte zu versetzen.
Diese zwei Erzählstränge machen auch einen bestimmten Reiz des Buches aus. Die Kapitel sind ausgezeichnet eingeteilt und die zwei Geschichten wechseln sich optimal ab. Man möchte einfach ständig weiterlesen um zu erfahren wie es jeweils weitergeht.
Auch gibt es oft geniale Überleitungen zwischen den Geschichten. So träumt zB ein mal Charlotte in Hohehorst und im nächsten Kapitel träumt Maja sie wäre im jetzigen Hohehorst. Diese Überleitungen fand ich sehr gut gelungen, faszinierend und haben der Geschichte für mich zusätzlich einen letzten Schliff gegeben.


Die Handlung des Buches ist anfangs etwas - wie soll ich sagen - zäh. Es ist nicht sonderlich spannend und man hat auch keine Ahnung in welche Richtung sich die Geschichte entwickeln wird. Erst als man nach und nach mehr über die Geschichte der Großmutter Charlotte liest gewinnt das ganze an Fahrt und die Spannung baut sich immer mehr auf. Diese bleibt bis zum Ende der Geschichte der Großmutter erhalten. Danach ist eine Weile nur noch von Maja zu lesen wie sie Fragen die ihn den Memoiren ihrer Grpßmutter nicht beantwortet werden auf den Grund geht. Das fand ich kurzzeitig wieder etwas enttäuschend, da ich vieles dann irgendwie "typisch" war und es keine besonderen Überraschungen gab. Dies war zum Glück nur etwa 20-30 Seiten der Fall und danach wurde es für mich wieder spannender.
Es war aber nicht so, dass die Geschichte im Jetzt mit Maja generell langatmig/langweilig war. Auch dieser Teil war sehr spannend. Es tauchten immer wieder neue Menschen auf. Im ersten Moment waren sie sympathisch, dann doch wieder nicht. Konnte man ihnen trauen oder nicht? Ständig habe ich gewechselt wer nun "gut" und wer "böse" war. Wer meint es ernst mit Maja oder führt man sich nur auf eine falsche Spur? Wenn ja, warum? Was ist in der Vergangenheit passiert, dass es nicht an die Oberfläche soll? Fragen über Fragen die ich mir während dem lesen gestellt hatte und dennoch habe ich bis zum Ende gerätselt und nichts davon wäre mir in den Sinn gekommen bis ich es gelesen habe.


Das Buch muss ich sagen hat mich sehr überrascht. Hätte nicht gedacht, dass es doch so spannend wird. Wer Familiengeschichten mag wird dieses Buch sicherlich mögen.