Herbstvergessene

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lisbethsalander Avatar

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Maja hat seit ca. 10 Jahren nur noch sporadischen Kontakt zu ihrer Mutter, der aus Weihnachts- und Geburtstagspostkarten besteht. Lilli und ihre Tochter hatten sich vor langer Zeit offensichtlich entzweit, da die Tochter nicht den ehrgeizigen Berufsplännen (sie möchte, dass Maja wie sie selbst eine erfolgreiche Dolmetscherin wird) entsprechen konnte und wollte.   Umso mehr ist Maja über einen plötzlichen Anruf überrascht, in dem ihre Mutter sie bittet, sie in Wien  zu besuchen, da sie ihr etwas Wichtiges mit zu teilen hat.

Widerwillig macht sich Maja auf den Weg. Doch sie kommt zu spät! Ihre Mutter hat angeblich Selbstmord begangen, was aufgrund einer schweren unheilbaren Krebserkrankung, von der Maja nichts wusste, zunächst glaubwürdig erscheint.

Doch Maja bringt den Selbstmord so gar nicht mit dem Bild, das sie von ihrer selbstbewussten gradliniegigen Mutter hat, in Einklang u. beginnt zu recherchieren. Sie sucht in deren Wohnung nach Adressen, die sie für die Beerdigung braucht u. stößt auf Fotos, die ihr Rätsel aufgeben. In der Geburtsurkunde ihrer Mutter fehlt die Angabe des Vaters, außerdem ist als Geburtsort von Lilli ein Heim der Nationalsozialisten für alleinstehende Mütter angegeben, wovon Maja offensichtlich auch nichts wusste. Auf einem Foto ihrer Großmutter mit einem Baby auf dem Schoß, das so gar keine Ähnlichkeit mit ihrer Mutter hat, stolpert sie über das Datum, das vor dem Geburtsdatum ihrer Mutter liegt, u. von eventuellen Geschwistern ihrer Mutter ist Maja nichts bekannt. Fragen über Fragen.............auf die man Antworten haben möchte, und das Buch deshalb nicht mehr aus der Hand legt! 

Anja Jonuleit hat einen wunderbaren Roman über drei interessante Frauenfiguren geschrieben, der einem auch ganz nebenbei eine Menge Geschichtswissen vermittelt, was ich sehr angenehm finde. Die Handlung wechselt zwischen zwei Erzählsträngen, zum einen Maja in der Gegenwart u immer wieder rückblickend in Tagebuchform die Geschichte ihrer Großmutter. Dadurch wird das Buch nie langweilig, entsteht doch ein herrlicher Spannungsbogen. Die Schilderungen von Majas Gefühlschaos wirkt zwar manchmal etwas konstruiert und überladen, doch dies hat meinem Lesegenuss eigentlich keinen Abbruch getan.

Titel u. Cover finde ich sehr gelungen, es passt wunderbar in die momentane Jahreszeit, man nimmt das Buch gerne in die Hand, u. hätte ich es nicht bereits, ich würde es sicherlich kaufen!