Reise in die Vergangenheit

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lilli333 Avatar

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Seit 10 Jahren hat die 40-jährige Maja zu ihrer Mutter Lilli kaum noch Kontakt. Als Lilli eines Tages telefonisch um Majas Besuch bittet, weil sie mit ihr reden und ihr etwas zeigen muss, kommt diese, so schnell es ihre Arbeit zulässt, was leider erst nach einer Woche ist. Inzwischen ist Lilli tot. Die Polizei vermutet Selbstmord, doch Maja kann sich das nicht vorstellen, es passt so überhaupt nicht zu ihrer resoluten Mutter. Allerdings scheint Maja ihre Mutter nicht so gut zu kennen wie sie glaubt. So wusste sie z.B. auch von deren Krebserkrankung nichts. Und was ist es, das die Mutter mit Maja besprechen bzw. ihr zeigen wollte? Bei der Sichtung von Lillis Nachlass stößt Maja nach und nach auf ein schreckliches Geheimnis in der Familiengeschichte. Ihre Recherchen führen sie nach Hohehorst, einem SS-Entbindungsheim für ledige Mütter. Maja hat nicht nur mit Schuldgefühlen wegen ihrer Mutter zu kämpfen, sondern auch noch Probleme mit ihrem Lebensgefährten Wolf. Während ihrer Nachforschungen verliebt sie sich und scheinbar wird sie von aller Welt belogen, so dass weder sie noch der Leser weiß, wem man vertrauen kann und wer ein falsches Spiel spielt.

Majas Geschichte wird immer wieder unterbrochen durch Ausschnitte aus einem autobiographischen Manuskript ihrer Großmutter Charlotte. Durch diese Rückblicke erhält der Leser Einblick in die Vergangenheit der Großmutter. Obwohl diese Abschnitte keine Überschrift haben und beide Stränge als Ich-Erzählung geschrieben sind, erkennt man anhand der unterschiedlichen Schriftarten und Sprachstile leicht, in welcher Zeit man sich beim Lesen gerade befindet. Majas Stil ist flotter, moderner, der der Großmutter etwas „angestaubt“. Majas Erzählung in der Gegenwart und die Geschichte der Großmutter greifen wie Zahnräder ineinander. Man erfährt zum Teil etwas, das Maja gerade herausgefunden hat, anschließend aus Charlottes Sicht. So wird Steinchen für Steinchen ein Mosaik zusammengesetzt und Majas Leben auf den Kopf gestellt.

Mir hat das Buch immer besser gefallen, je weiter ich gelesen habe. Das Schicksal von Majas Großmutter während des 2. Weltkrieges und danach hat mich stark berührt. Es waren einige spannende Passagen darin, und am Schluss entwickelte sich das Buch sogar noch in Richtung Thriller. Die vielen Zufälle beim Show-down waren zwar schon etwas unwahrscheinlich, aber haben dem Buch in meinen Augen nicht geschadet.