Spurensuche in der Vergangenheit

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schlumbergera Avatar

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**Inhaltsangabe:**

Maja und ihre Mutter Lilli sind sich vor langer Zeit schon fremd geworden. Da erhält Maja eines Tages einen überraschenden Anruf: ihre Mutter bittet sie, zu ihr nach Wien zu kommen, weil sie ihr etwas Wichtiges erzählen müsse. Widerwillig reist Maja nach einigen Tagen ab, doch sie kommt zu spät: Lilli ist bei Majas Ankunft in Wien bereits tot, sie kann nur noch ihren Nachlass ordnen. In einem Umschlag findet Maja ein Foto, darauf sind ihre Großmutter Charlotte als junge Frau mit ihrem Kind zu sehen. Doch dieses Kind hat keinerlei Ähnlichkeit mit Majas blonder, blauäugiger Mutter. Maja fängt an, nach Spuren in der Vergangenheit zu suchen und entdeckt ein Familiengeheimnis, das ihr Leben in Gefahr bringt ...

**Der erste Satz:**

„Das alles liegt nun so fern von mir, und an manchen Tagen, den handfesten, tatkräftigen Tagen, an denen die Sonne bis in alle Winkel vordringt, an denen sich Aufgabe an Aufgabe reiht, verscheucht das wirkliche Leben die Gespenster der Vergangenheit.“

**Meine Meinung zum Buch:**

Das ist ein sehr schönes Buch und es wird schwierig, die Rezension zu schreiben, ohne zuviel vom Inhalt zu verraten.

Mich hat die Geschichte von Anfang an gefesselt. Ich mag es, wenn über mehrere Zeitebenen erzählt wird, und so ist es auch in diesem Buch: Majas Geschichte spielt in der heutigen Zeit, und die zweite Erzählerin (deren Identität ich jetzt mal noch nicht verrate) berichtet aus der Zeit im ausgehenden dritten Reich. Dies ist sehr gekonnt gemacht, denn in manchen Büchern beginnt mich oft ein Erzählstrang zu langweilen, so dass ich ihn nur noch flüchtig lese bzw. gleich überblättere. Das war hier nicht der Fall, ich fand beide Geschichten sehr interessant und spannend.

Die Personen fand ich sehr gut charakterisiert. Allen voran natürlich Maja, die mir gleich sehr sympathisch war. Ihre Gefühle ihrer Mutter Lilli gegenüber, ihre Schuldgefühle, ihre Neugier und ihr fester Vorsatz, Licht ins Dunkel der Vergangenheit zu bringen, sind sehr glaubwürdig beschrieben. Ich habe Maja ihre Handlungen abgenommen.

Selten habe ich auch ein Buch gelesen, bei dem eine Person so enorm präsent ist, die man nur aus den Erzählungen Dritter kennenlernt. Majas Mutter Lilli wird damit zu einer weiteren Hauptperson und wir lernen ihr Leben aus den Berichten von Lillis Nachbarn, Freunden und ihrem Arzt kennen. Obwohl sie nur am Anfang des Buches mit einigen wenigen Sätzen am Telefon erscheint, ist sie so wichtig wie Maja.

Das Buch ist in einer sehr schönen Sprache geschrieben. Majas Gedankengänge werden ausführlich, aber nie langweilig, beschrieben und sind interessant zu verfolgen. Durch die eingeschobenen Tagebuchnotizen ist der Leser Maja zwar immer eine Nasenlänge voraus, doch nie so weit, dass das Lesen langweilig und ohne Überraschungen ist. Im Gegenteil, auf den Schluss wäre ich nicht gekommen.
Ich kann das Buch sehr empfehlen. Wer (so wie ich) Geschichten um Familiengeheimnisse mag, wird voll auf seine Kosten kommen. Außerdem finde ich den Titel wunderschön – seine Bedeutung wird übrigens im Buch erklärt.

Viele Grüße von Annabas ![](http://www.vorablesen.de/modules/fckeditor/fckeditor/editor/images/smiley/msn/regular_smile.gif)