Wieder ein schönes Buch

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moriade Avatar

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HERBSTVERGESSENE - das ist einer der vielen Namen für eine kleine, unscheinbare Blume, die in diesem Buch eine sehr wichtige Rolle spielt und von der man allerdings erst zum Schluss hin erfährt.

Maja Sternberg und ihre Mutter Lilli - so verschieden und doch so ähnlich - hatten zehn Jahre lang kaum Kontakt miteinander. Und nun ist es zu spät - auf Wunsch der Mutter besucht Maja sie in Wien, kommt aber zu spät - Lilli ist tot. Vordergründig als Selbstmord betrachtet, behandelt und abgelegt von der Polizei, kann Maja das aber nicht glauben- es passt so gar nicht zu der Mutter. Geplagt von ihren Schuldgefühlen beginnt sie zu forschen und zu recherchieren, findet immer wieder ein Bruchstück und kann nicht aufhören; sie muss der Sache auf den Grund gehen.

Warum steht in der Geburtsurkunde von Lilli nicht der Name des Vaters? Wieso ist sie in Hohehorst bei Bremen - das eine Vergangenheit als “Lebensborn” - Heim hat - geboren? Welche Rolle spielt Roman Sartorius, der Sohn des damaligen Oberarztes von Hohehorst, der spurlos verschwand? Was weiss Roman, was verschweigt er und warum? Erst als sie auf ein Manuskript von Großmutter Charlotte stösst, wird der Nebel um sie herum heller - allerdings gerät sie selbst in Lebensgefahr….

Die Autorin versteht ihr Werk - sie schreibt flüssig, mitreissend, anschaulich und man fühlt und leidet mit ihren Protagonisten . Zudem war ich beeindruckt über die Recherchen zu dieser vergangenen Zeit - dieser Aspekt des Hitlerregimes war mir zum Beispiel neu.

Sehr gelungen finde ich die Aufteilung in zwei Erzählungen - hier Maja, dort die Aufzeichnungen von Oma Charlotte. So weiss der Leser schon immer ein bisschen mehr als Maja, kann beobachten, wie sie damit umgeht und wie sie sich langsam aber sicher in der Vergangenheit “zurecht” findet, auch vieles am und vom Verhalten ihrer Mutter besser versteht.

Zum Schluss führen alle Handlungsstränge gekonnt zusammen, sind alle Rätsel gelöst und Maja könnte erleichtert aufatmen und Frieden mit ihrer Vergangenheit schliessen, wenn da nicht noch die Kleinigkeit wäre, dass ihr jemand nach dem Leben trachtet. Nun, auch das “passt” in die Geschichte, hat mich aber doch etwas enttäuscht- es war und ist so banal; ich hätte mir einen anderen Täter und ein anderes Motiv gewünscht… 

Trotzdem kann ich das Buch und die Autorin uneingeschränkt empfehlen; ich habe auch bereits ihr erstes Werk mit großer Begeisterung gelesen.