Kitschig

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chrystally Avatar

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Robyn will den Kontakt zu ihrem Vater wieder aufbauen und verliebt sich dabei in seinen Chef und gleichzeitigen guten Freund, dessen Resort von Drohbotschaften gestört wird
Fangen wir mit dem positiven an: der Farbschnitt des Buches, auf dem sich das Coverbild fortsetzt, ist wunder-wunderschön. Und die Handlung hat alles, was man für ordentlich Drama braucht: Charaktere mit hollywoodreifem Sexappeal (nicht nur die tatsächlichen Filmstars in dem Resort, sondern auch die ach-so-durchtrainierte-und-sexy Polizistin), die perfekte Anziehung zwischen männlicher und weiblicher Hauptperson, Sex (da wird Young auch ziemlich explizit), Familienzusammenführung, sofortiger Erfolg einer Laienfotografin, tödliche Verletzungen, dunkle Geheimnisse in der Vergangenheit… Es passiert also viel. Was ich (trotz frühem zutreffendem Verdacht) am spannendsten fand, war der „Kriminalfall“ neben der Liebesgeschichte: wer schafft es, in dem totalüberwachten Star-Resort tote Tiere und Drohbotschaften zu verteilen? Die Wiederannäherung von Robyn mit ihrem Vater und was das in der Familie mit ihrer Mutter auslöst, war berührend und psychologisch plausibel.
Der Rest war mir persönlich leider zu viel. Auf der einen Seite sind die Figuren total reflektiert, was ihre Gefühle, Gedanken und Verhaltensmuster angeht, handeln dann aber wieder so impulsiv, dass sie sich quasi nie normal unterhalten, sondern sich auch bei neutralen Themen ständig anzicken oder (die Hauptpersonen) aus heiterem Himmel zu knutschen/… anfangen. Andere Beziehungen sind sofort wunderbar persönlich und offen und voller tiefschürfender Gespräche, ohne dass richtig Zeit zum Kennenlernen war, und kein Mensch in dem schottischen Dorf hat irgendwelche ernsthaften Vorbehalte gegen die Amerikanerin. In den erotischen Szenen gibt es keine Tabus, aber sobald eine Frau ihre Periode hat, ist Sex sofort undifferenziert iiiiiiih - so verliert das Buch seine eigentlich sexpositive Grundstimmung. Die Welt der Reichen und Schönen mit ihren Problemen war zwar überzeugend beschrieben, aber hat mich gelangweilt, das ist einfach zu weit von meiner Lebenswirklichkeit weg. Natürlich kriegen sich die Hauptcharaktere am Ende, indem beide die Verhaltensmuster ihrer Vergangenheit überwinden – das mag einmal funktionieren, aber so einfach verändert man sein Verhalten nicht, wie jeder weiß, der einmal einen Neujahrsvorsatz hatte.
Insgesamt gut wegzulesen, aber sehr dick aufgetragen und damit einfach nicht mein Geschmack. Leseempfehlung für Leser*innen von „Gala“ und der „Bunte“.
Disclaimer: Ich habe das Buch als kostenloses Rezensionsexemplar vom Verlag erhalten. Dies beeinflusst meine Rezension nicht.