Ein herrlicher Schmöker

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern
lesenswert Avatar

Von

Endlich wieder ein richtig dicker Prange-Schmöker, auf den ich mich schon eine ganze Weile gefreut habe.

In diesem Roman geht es um drei junge Menschen, die sich in 1871 in Karlsbad mehr oder weniger zufällig begegnen. Da ist Vicky Paxton-Stokes aus London, Paul Biermann aus Berlin und der gleichaltrige Auguste Escoffier aus Frankreich. Alle haben ihre Träume für die Zukunft, die sie auch im Laufe des Romans weiter verfolgen und umzusetzen versuchen. Vicky träumt davon, den Ärmelkanal zu untertunneln. Paul möchte in Berlin eine Prachtstraße wie die Avenue des Champs-Élysées initiieren (den späteren Kurfürstendamm) und Auguste die Menschen mit hervorragender Kochkunst verzaubern.

Ich habe die Protagonisten durch rund 30 Jahre ihres Lebens begleitet, gute und schlechte Zeiten mit ihnen erlebt. Am wichtigsten hierbei war für mich der Lebensweg von Auguste Escoffier, ohne den es die Organisation einer Profiküche nach sogenannten Posten wohl nie gegeben hätte. Nicht umsonst gilt sein Buch heute noch als die Bibel der Köche.

Peter Prange hat mich mit seinem Schreibstil wieder einmal mehr sofort in seinen Bann gezogen. Seine bildhafte Sprache und seine Recherchen der damaligen Zeit haben dafür gesorgt, dass ich sehr schnell in den Roman eintauchen konnte und die 670 Seiten nie langatmig oder gar langweilig wurden. Liebe, Drama, politische Verwicklungen, all das und noch viel mehr vereint Prange in seinem neusten Werk zu einem wunderbaren Roman. Besonders hilfreich fand ich am Ende des Romans die Auflistung der beteiligten Personen. Hier wurde auch vermerkt, welche der Personen historisch verbürgt sind. Es ist dem Autor sehr gut gelungen Wahrheit und Fiktion miteinander zu verbinden. Auch das Cover des Romans passt gut zum Inhalt und dem damaligen Zeitgefühl. Frauen hatten es damals nicht leicht, von Gleichberechtigung ganz zu schweigen. Der Stand in der Gesellschaft war extrem wichtig, eine Frau hatte es etwas einfacher, wenn sie aus der oberen Schicht kam. Aber selbst dort war es schwierig, wie man bereits auf denn ersten Seiten des Romans miterleben kann.

Alles in allem wieder ein sehr gelungenes Buch, da freut Frau sich doch schon auf den nächsten Teil der Duologie und muss sich wohl ein Jahr in Geduld fassen....