Sommernachtstraum, Polonäse Blankenese oder beliebiges Würfelspiel?

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gisel Avatar

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Elsa ist 70 und fühlt sich noch lange nicht alt - aber einsam, und deshalb beschließt sie, sich an eine Straßenkreuzung zu stellen und fremden Frauen in den Urlaub zu folgen, um dann mit ihnen Freundschaften zu schließen. So lernt sie Carina und Isabella kennen, die mit Mitte 50 ebenfalls was Neues wagen wollen. Elsa ist verwitwet, Carina und Isabella geschieden. Während Elsa sich mit Freundin Siri auf eine Reise nach Indien macht, beginnen Carina und Isabella ein Bed & Breakfast in England zu betreiben. Alle Frauen lernen Männer kennen, die sich für sie interessieren, aber auch die geschiedenen Männer spielen noch eine Rolle.
Das aber ist noch nicht alles. Es gibt noch eine Entführung, es gibt jede Menge Liebesbegegnungen, die (zu) eindrücklich geschildert werden, es gibt Zweifel und Ver- und Entliebungen und was noch alles, und am besten noch im bunten Wechsel.
Während ich von Asa Hellbergs „Sommerfreundinnen“ sehr begeistert war, konnte ich mich mit diesem Buch überhaupt nicht zurechtfinden. Viel zu viele Zufälle spielen eine Rolle, die Frauen benehmen sich wie pubertierende Jugendliche, die sich in Liebesdingen ausprobieren müssen, die Männer sind entweder die Guten oder die Bösen. Die drei Frauen finden sich unversehens als Freundinnen wieder, obwohl sie eigentlich kaum Zeit hatten sich kennenzulernen und auch noch in verschiedenen Ländern wohnen. Geld spielt nicht wirklich eine Rolle, ein halbes Erbe kann schnell organisiert werden, um Lösegeld für die Entführung zu zahlen. Letztendlich landet es aber dennoch bei der richtigen Person, das löst sich später noch auf, und gut isses.
Manchmal erinnerte mich das Buch an Shakespeares „Sommernachtstraum“, an anderen Stellen aber fühlte ich mich wie im Fasching bei der Polonäse Blankenese. Die Figuren bleiben dabei seltsam flach, ich musste mich immer wieder fragen, wer mit wem und warum, und sind sie nicht eigentlich willkürlich austauschbar? Die drei Frauen machen eine Entwicklung durch, aber herrje, die kann ich wie so vieles andere nicht nachvollziehen. Wie auf einem Spielbrett bewegt die Autorin mal diese Figur, mal eine andere, vielleicht hat der Würfel die Richtung bestimmt und die Anzahl der Augen, die die Spielfigur nach vorne zieht…
Das Buchcover hat mich sehr angesprochen, letztendlich ist es aber so austauschbar wie die Figuren und die Handlungen in diesem Roman. Nichts davon hat mich wirklich berührt, und nun bin ich froh, dieses Buch aus der Hand zu legen.