Emotional tief und dennoch zu hoch gesprungen

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Rezension zu „Herzlauschen“ von Nicole & Uli Schwidler

Tessas Liebe zur Musik ist das, was Pauls Liebe zur gestaltenden Kunst ist: tief, ehrlich, emotional. Ohne Worte.
Sie kennen einander nicht und verlieben sich im Moment. Solche Augenblicke nenne ich „Glimmer“, doch hier finde ich sie zu viel, zu naiv.

Beide sehnen sich nach dem Anker im anderen. Verständnis ohne Worte mag schwer sein, aber möglich. Vielleicht auch ihre Liebe.

Aber: Es geht alles viel zu schnell, viel zu tief. Für mich wirkt das nicht glaubwürdig, nicht echt.
Tessa wird außerdem zur typischen Diva: Alles muss so laufen, wie sie es will. Sie versteht die Anforderungen der Welt nicht. Das ist schade, weil sie in den ersten Kapiteln bodenständig und überhaupt nicht überheblich wirkt.

Paul ist der klassische Gutmensch. Er will alles, er kann alles, aber er hat auch seine eigenen Probleme. Er will zu viel, zu schnell – und muss lernen, dass Geduld manchmal mehr zum Heilen beiträgt als der nächste Schritt.

Ich liebe jedoch die Dynamik der beiden: geladen, wild, entschlossen, liebevoll. Sie harmonieren, kennen den anderen besser als sich selbst, sie verstehen sich.

Was mir gefehlt hat, war ein richtiger Bang-Moment. Tessas „Aus“ und Pauls Flucht zu Sanna wirken aufgesetzt – fast so, als sollte man große Umbrüche vermeiden. Dabei hätten sie der Geschichte mehr Antrieb gegeben.

Trotzdem lässt sich das Buch sehr flüssig und entspannt lesen. Ein klassischer Wohlfühlroman. :)