Verloren im Klang, gefangen im Blick

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shilo Avatar

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Die Geschichte beginnt mit einem unerwarteten Treffen in Berlin: Tessa, eine Sopranistin, begegnet einem stillen Künstler, der sie heimlich skizziert. Schon dieser erste Moment hat mich neugierig gemacht, weil er zeigt, dass die Begegnung beider Figuren mehr sein könnte als nur Zufall.
Im Verlauf des Buches entwickeln sich mehrere kleine Szenen, in denen sich die beiden Figuren näherkommen. Mal ist es ein flüchtiger Blick, dann wieder eine gemeinsam betrachtete Zeichnung oder ein stiller Austausch, der mehr andeutet, als er ausspricht. Diese Momente sind zurückhaltend gestaltet, tragen die Handlung und machen die Figuren greifbar.
Besonders gefallen hat mir, dass die Autorinnen die Figuren nicht überdramatisieren. Tessa ist sympathisch, ihre Entscheidungen wirken nachvollziehbar, und der Bildhauer bleibt geheimnisvoll, ohne unglaubwürdig zu erscheinen. Dennoch bleibt die emotionale Tiefe an manchen Stellen begrenzt, weshalb ich mich beim Lesen teilweise etwas distanziert gefühlt habe.
Die Handlung entwickelt sich in kleinen Schritten, ruhig und sachlich. Es gibt wenige große Wendungen, stattdessen konzentriert sich das Buch auf die feinen Zwischentöne in den Begegnungen der beiden Hauptfiguren. Manche Szenen überraschen, andere lassen Fragen offen – das passt zum Ton der Geschichte, erzeugt aber auch ein Gefühl von Zurückhaltung.
Gefühlsmäßig habe ich die Lektüre als ruhig und bedacht erlebt. Es sind vor allem die kleinen Hinweise auf die wachsende Verbindung, die den Lesefluss interessant machen. Die Geschichte entfaltet ihre Wirkung mehr in den Beobachtungen der Figuren als in dramatischen Ereignissen.
Am Ende bleibt ein gemischter Eindruck: Das Buch bietet ein leises, zurückhaltendes Leseerlebnis, das mich interessierte, aber nicht vollständig fesseln konnte. Für meine persönliche Einschätzung liegt es damit im mittleren Bereich und somit bei 3 Sternen.