Brutaler und chaotischer Krimi mit abstrusem Ende

Voller Stern Voller Stern Leerer Stern Leerer Stern Leerer Stern
elmidi Avatar

Von

Nach „Und morgen Du“ ist dies der zweite Band rund um den Ermittler Fabian Risk – aber eigentlich liegt die Geschichte in „Herzsammler“ zeitlich vor der im ersten Buch erzählten und setzt daher auch keine Vorkenntnisse voraus.

Fabian Risk ermittelt in Stockholm. Der Justizminister ist verschwunden und Risk erhält den Auftrag, im geheimen nach seinem Verbleib zu forschen. Es verschwinden immer mehr Menschen und werden grausam zugerichtet wieder gefunden. Auch in Dänemark kommt es zu einer Mordserie und hier ist die Polizistin Dunja Hougaard mit den Ermittlungen betraut. Allen Mordopfern ist gemeinsam, dass ihnen ein Organ fehlt.

Als ich das Buch in Händen hielt, hab ich mich durchaus aufs Lesen gefreut – ein guter, über 500 Seiten starker Krimi gehört eigentlich in mein Beuteschema. Der Anfang las sich richtig gut, ein verschwundener Justizminister und dazwischen hitchcocklike-gruselige Mordszenen: eine Frau allein in einem dunklen Haus und seltsame Geräusche – ich muss sagen, ich hätte mich am liebsten unter der Decke verkrochen.

Nach dem ziemlich guten Anfang wurde es leider schlecht – jedes der relativ kurzen Kapitel begann mit einer neuen unbekannten Szene, in der ein Opfer von ahnungslos bis schicksalsergeben auf seinen Tod zusteuert, eine gefühlte Hundertschaft an ermittelnden Beamten in Schweden und Dänemark und immer grausamere und brutalere Schockelemente haben mich irgendwann einfach ermüdet. In der Mitte des Buches hatte ich das Gefühl, die üblichen 320 Seiten hätten es auch getan, die Sache müsste jetzt endlich mal zu einem Ende kommen. Aber dann war nur Teil eins zu Ende – und Teil zwei noch zu lesen. Der zweite Teil ist ruhiger und konzentriert sich auf die Ermittlungen. Die Auflösung liegt eigentlich in der Mitte des zweiten Teils auf der Hand, aber die Geschichte kommt einfach nicht zum Ende, will immer noch mehr erklären und erklärt sich schließlich zu Tode. Das unglaublich aufgebauschte und immer brutaler und grausamer werdende Verbrechen vom Anfang endet in einer völlig unrealistischen und abstrusen Aufklärung.

Der experimentelle Aufbau des Buches ist sicher interessant, funktioniert aber nicht. Die Steigerung im ersten Teil wird völlig übertrieben, der zweite Teil versucht da mitzuhalten und produziert dabei nur heiße Luft.

Auch Fabian Risk hat mir nicht gefallen – als Familienvater und Ehemann versagt er völlig, seine Frau geht ebenfalls in ihrer Arbeit auf und so bleiben die beiden Kinder auf der Strecke. Ein paar Mal hätte ich gerne das Jugendamt in diese Familie geschickt. Am sympathischsten war da noch Malin, Risks mit Zwillingen schwangere Kollegin, die mit ihrem unerschütterlichen Humor immer wieder ein Highlight in dieser trostlosen Geschichte war.

Tja, „Herzsammler“ hat nicht wirklich meinen Geschmack getroffen – daher nur zwei Punkte von mir.