Der Aberglaube auf dem Land

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Ingo und seine Frau Lara wohnen noch nicht lange mit den Kindern so abgelegen auf dem Land in Schleswig Holstein. Ingo pendelt nach Hamburg und hat dabei einen Wildunfall. Eine weiße Hirschkuh zu töten, so sagt der Aberglaube, bringt Unglück. Nur noch ein Jahr zu leben, soll man haben. Der angerufene Jäger Uwe und Ingo müssen das Tier schließlich erlösen und hängen da nun gemeinschaftlich mit drin. Das Unglück spricht sich im Dorf herum und stößt Veränderungen an.

Martina Behm schreibt über verschiedene Lebensrealitäten auf dem Land und zeigt ein realistisches Bild, fernab von der Landromantik. Dabei bestätigt sie einige Klischees über Land- und über Stadtmenschen - bei denen man sich auch ertappt fühlen könnte. Landwirtschafts-Dokus, die die Ausnahme zeigen, Schnaps, heftige Gerüche und die Frage, wer den Hof oder das Revier übernehmen soll. Da ist die Bäuerin, die mit ihrem Bauern zusammenbleibt, obwohl sie unglücklich ist. Der Stadtflüchtling, der mehr Zeit in seinem Auto zur Arbeit verbringt, als zu Hause und sich aber eigentlich nach der ländlichen Ruhe sehnt, weswegen er umgezogen ist. Die Öko-WG, die von einem Zusammenleben träumte, um gemeinsam zu wirtschaften und zu leben. Moderne Bauern, die neue Wege gehen und welche, die an Traditionen festhalten. Es geht um Partnerschaft und Liebe: unerwiderte Liebe, entfremdete Liebe, lange Liebe, das Verlieben, Tierliebe und die Männer im Dorf, über die das Unglück hereinbricht.

Der Erzählstil ist flüssig, lässig und schwarzhumorig. Es gab einige Stelle, wo ich wissen wollte, wie es weitergeht, aber besonders der Schreibstil und der Humor hat mich das Buch gern lesen lassen, denn manchmal plätschert die Handlung vor sich hin. An die verschiedenen Figuren, die abwechselnd auftauchen, musste ich mich erst herantasten. Eine Übersicht der Personen hätte ich mir sehr geholfen. Besonders Lara und ihr dreistündiger Kurs bei Jutta, wird mir im Gedächtnis bleiben, ebenso meine Vorstellung von dem Meer aus Küken und Uwe und seine treue Hündin, dessen erster Eindruck nicht nur Lara täuschte. Das Ende hat dann einen guten Bogen geschlagen und mir gefallen. Wenn man Lust auf eine klug geschriebene Dorfgeschichte hat, die das Leben abzeichnet, dann ist dieses Buch eine wunderbare Wahl. Ein beachtliches Debüt.