Dorfidylle?

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ada2011 Avatar

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Gleich vorneweg, dieser Roman war absolut wie für mich geschrieben. Obwohl ich in Ostdeutschland groß geworden bin und wir nur Verwandtschaft auf dem Land in Mecklenburg hatten, die neben der LPG noch eigene wenige Tiere hatten, konnte ich mich so reinversetzen in das Treiben und die Arbeit auf einem Hof.
Nun nach der 2000er Wende hat sich einiges verändert. Junge Familien ziehen aufs Dorf und erhoffen sich hier eine Ruhe und Idylle, die es tatsächlich so aber nicht gibt. Deshalb müssen Hähne abgeschafft werden oder kleine Teiche in Kindergärten im Dorf, die bislang als Biotop dienten und in 50 Jahren nicht ein Kind hineingefallen ist. Und einige gehen wieder, weil sie das Stadtleben vermissen.
Und auch hier beschreibt Martina Behm die Wirklichkeit so klasse, dass ich dachte, die Geschichte könnte auch hier spielen, mal davon abgesehen, dass wir die Landschaft Schleswig Holsteins hier nicht haben.
Die Beschreibung von Uwe, der Jäger ist und einen Schweinemastbetrieb hat, obwohl er eigentlich lieber bio für die Schweine und artgerechter gemacht hätte, aber dafür leider keinen Kredit bekam, ist mir nahe. Auch meine Tochter sitzt auf dem Hochsitz, um die Tiere zu beobachten und schießt nur selten. Auch sie liebt die Natur und erholt sich in ihr.
Uwe hat keine Frau und keine Kinder und manchmal ist er irgendwie allein. Er wäre sicher Familienmensch gewesen.
Die beiden Hauptprotagonisten sind Ingo und Lara und ich kann beide gut verstehen, auch wenn ich einiges anders entschieden hätte.
Martina Behm hat trotz der vielen zwischenmenschlichen Probleme im Dorf ein Wohlfühlbuch mit Wiedererkennungseffekt für mich geschrieben. Bestimmt lese ich es noch einmal nach einiger Zeit.
Und ganz toll fand ich, dass sie ab und zu auch ein paar Damen hatte, die strickten. Da fühlte ich mich gleich auch zu Hause.
Tolles Buch, kann ich wirklich wärmstens empfehlen.