Verletzte Seelen

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botte05 Avatar

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28. August, 5.15 Uhr, eine junge Frau legt ihr Neugeborenes vor der Tür des YMCA ab. Der einzige, unfreiwillige Zeuge gibt – dem Kind zuliebe – eine falsche Personenbeschreibung ab, so dass die Mutter nicht gefunden wird. Eine Odyssee beginnt: nach dem Krankenhaus kommt die erste Pflegefamilie: Raquelle und Parez. Sie haben ein eigenes Restaurant, leben in einfachen Verhältnisse und nennen das Kind Shandi. Die Familie zerbricht und sie kommt zu Julian und Moira, beide Anwälte. Sie leben in der sogenannten Mittelschicht, nennen das Mädchen Shannon, sie ist gerade mal 18 Monate alt. Shannon hat Angst vor dem Vater und der drohenden Gewalt. Mit 3 Jahren wird sie von einer Sozialarbeiterin abgeholt. Nach einer Übernachtung in einem schmuddeligen Kinderasyl kommt sie am nächsten Tag in ein Kinderheim – als sechstes Kind im Vier-Betten-Heim – und heißt ab heute Samantha.

Mit 16 wird sie aufbrechen, um ihre Mutter und ihre Wurzeln zu finden. Einziges Indiz ist ein Schweizer Messer, welches die Mutter dem Säugling seinerzeit mit auf den Weg gegeben hat. Ein Mädchen auf der Suche; eine Mutter, die vergessen will.

Eine gut geschriebene Leseprobe, eine bedrückende Handlung, die mich ergreift und mitzieht. Und wieder die Frage: wie viel kann ein Kind ertragen, ohne ernsthaft Schaden zu nehmen? Mit jeder Familie hofft man, dass es dem Mädchen endlich gut gehen möge, aber diese Erwartung wird enttäuscht. Die Buchbeschreibung lässt aber hoffen, dass dieses Mädchen „seinen Weg machen wird“ und die Geschichte doch in einer Art von Happy End münden wird. Es könnte ein großartiges Buch sein.