Erfrischende Idee mit Mängeln bei der Umsetzung

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern
sabine Avatar

Von


In seinem Buch „Hiergeblieben!“ vergleicht Jens van Rooij auf 240 Seiten 55 Reiseziele in Deutschland mit vermeintlichen Geschwistern auf der ganzen Welt. Diese Idee ist erfrischend und mit einem Augenzwinkern garniert. Bei dem größten Teil der vorgestellten Sehenswürdigkeiten ist eine Ähnlichkeit mit den internationalen Pendants tatsächlich nicht von der Hand zu weisen.

Auf jeweils einer Doppelseite stellt der Autor die Fotos der beiden Objekte gegenüber und gibt dazu gut lesbare, kurzweilige Erläuterungen. Auf den beiden Folgeseiten zeigt er, zum Teil ebenfalls bebildert, weitere Ziele in der näheren Umgebung und empfiehlt Hotels und Restaurants. Der optische Genuss kommt dabei aber zu kurz, denn trotz des großen Buchformats sind die meisten Bilder eher klein. Hier hätte ich mir weniger Ziele und dafür größere sowie qualitativ bessere Fotos gewünscht (Farben und Kontraste sind leider recht mau).

Das Buch wirkt auf mich am stärksten, wenn mich der Doppelgänger überrascht und schmunzeln läßt, z.B. bei der gläsernen Pyramide der Stadtbibliothek in Ulm, die stark dem Louvre ähnelt. Wenig beeindruckend finde ich dagegen die Paarung Eibsee in Bayern - Maligne Lake in Kanada. Es sind halt zwei Seen, umgeben von Bergen, wo ist da der Clou?

Einige Vergleiche wirken auf mich zu bemüht, z. B. der Freizeitpark Tropical Island im Spreewald mit einer Lagune auf Tahiti und der aufgeschüttete Kalisalzberg in Zielitz mit dem Kilimandscharo.

Beim Lesen ist mir nicht ganz klar geworden, um welche Art „Reisebuch“ es sich hier handeln soll. Für einen Reiseführer ist das große, schwere Format zu unhandlich; für einen Bildband, den man mit Genuss durchblättern möchte, reichen die Anzahl, Größe und Qualität der Bilder nicht aus.

Insgesamt ist es ist ein netter Zeitvertreib gewesen, und ich habe mich mehr als einmal dabei ertappt, wie ich mir das ausländische Zwillingsobjekt als Reiseziel vorstellte bzw. es in Erwägung zog.

Auch wenn vom Autor vielleicht nicht beabsichtigt:

„Hiergeblieben!“ weckt trotzdem das Fernweh ....