Erwachsener Stil mit interessantem Setting

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marcello Avatar

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"Highspeed Love" handelt von dem erfolgreichen Motocrossfahrer Cole, dem nur ein Fahrer immer im Weg steht um zum ersten Mal den Gesamtsieg in der höchsten Klasse einzufahren: Miles. Ausgerechnet in der Saisonvorbereitung fällt Coles etablierter Mechaniker aus. Zu den Bewerbern für den frei gewordenen Posten zählt Maxwell, der Zwillingsbruder von Miles. Cole ist skeptisch: es geht das Gerücht um, dass Maxwell einst die Maschine seines Bruders manipulierte und so einen schweren Sturz provozierte und andererseits erinnert er ihn so stark an Miles, mit dem er nicht nur die sportliche Feindschaft verbindet. Da hilft es auch nicht, dass Maxwell sehr anziehend auf Cole wirkt...
"Highspeed Love" ist mein zweiter Versuch im Gay Romance-Genre. Mein erstes Buch war arg klischeehaft und setzte sich bis auf die Geschlechterzustammenstellung überhaupt nicht von den klassischen New Adult Romanen ab. Daher nun der zweite Versuch und hier ist meine Einschätzung:
Besonders gut gefallen hat mir an diesem Roman, das Setting, indem ich mich als Leser mit den Figuren bewegt habe: Motocross. Von Motocross selbst habe ich wenig Ahnung, kenne mich dafür in anderen Motorsportarten gut aus, so dass ich es interessant fand, über den Tellerrand hinauszublicken. Und Motocross als Thema und Fixpunkt war wirklich über die gesamte Länge vorhanden. Die Vorbereitung, der Trainingsablauf, technische Kniffe, das Drum Herum eines Rennens, das Rennen selber, alles wurde detailliert dargestellt. Ich hatte wirklich das Gefühl, dass hier gut recherchiert wurde, dass alles wunderbar bildlich umgesetzt wurde, so dass ich mich schnell heimisch in dieser Welt fühlte und mitfiebern konnte.
Ein weiterer Pluspunkt: die ganze Geschichte wirkt sehr erwachsen. Cole denkt und handelt sehr erwachsen, der Schreibstil ist erwachsen, die Kommunikation ist nicht plump, sondern durchdacht dargestellt und auch die erotischen Szenen sind intensiv, aber keinesfalls übertrieben oder 08/15 gestaltet. Ich habe wirklich keinmal die Augen verdreht. Alles war in sich stimmig und Coles Innenperspektive war charmant, nachdenklich und glaubwürdig. Ich würde Cole zwar nicht als eine Figur beschreiben, deren Charme man sofort verfallen ist und der einem nicht so schnell aus dem Kopf geht. Aber man kann sich gut mit ihm arrangieren, einfach weil man ihn wirklich kennen lernt.
Am Verlauf der Geschichte hapert es jedoch gegen Ende hin. Zunächst gefällt mir die Mischung aus gedanklichen Passagen und Actionmomenten sehr gut. Auch einzelnen Wendungen sind gut gesetzt, aber plötzlich verflacht die Story zusehends. Viel Zeit wird auf wenig Seiten erzählt, so dass die Beziehung zwischen Cole und Maxwell abseits des Lesers auf neue Ebenen gehoben wird. Insgesamt ist alles zu schnell harmonisch und Friede, Freude, Eierkuchen. Am Ende wird die Spannung nur noch durch das Finale im Weltcup angezogen. Das war mir dann doch etwas zu wenig.
Fazit: "Highspeed Love" hat mir definitiv gezeigt, dass Gay Romance für mich funktionieren kann. Das gewählte Setting mit dem Motocross war gut und durchdachte gewählt. Die Innenperspektiven von Cole waren intensiv und insgesamt wirkte das Geschehen sehr erwachsen und damit weg von Klischees. Nur am Ende fällt die Geschichte etwas ab, denn der Spannungsbogen wird nicht konsequent durchgezogen. Insgesamt aber eine überzeugende und unterhaltsame Geschichte!