Zwischen Himmel und Hölle: Rothmanns leise Wucht

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tanjawa85 Avatar

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Ralf Rothmanns Roman „Himmel ohne Ende“ ist ein literarisches Erlebnis von hoher Intensität und dichter Atmosphäre. Bereits die ersten Seiten lassen spüren, dass hier jemand schreibt, der mit Sprache nicht nur erzählt, sondern sie lebt. Rothmann gelingt es meisterhaft, das Lebensgefühl junger Menschen in den 1980er Jahren einzufangen – voller Sehnsucht, Verlorenheit und Rebellion, aber auch mit einer tiefen Melancholie, die den gesamten Roman durchzieht.

Die Hauptfigur, der sechzehnjährige Maurerlehrling Simon, steht exemplarisch für eine Generation, die irgendwo zwischen Kindheit und Erwachsenwerden, zwischen Aufbruch und Ausweglosigkeit festzustecken scheint. Die Sprache ist dabei schnörkellos und doch voller Poesie – mal rau, mal zärtlich, mal hart und direkt. Vor allem die Dialoge wirken authentisch, fast filmisch, und tragen die Geschichte mit einer großen erzählerischen Kraft.

Was besonders auffällt, ist die bildhafte Darstellung von Alltag und Umgebung: der Beton, die Schweißgerüche auf der Baustelle, die Tristesse des Ruhrgebiets – aber auch die kurzen Momente der Leichtigkeit, der Freundschaft und der Zärtlichkeit, die wie Lichtstrahlen durch das Dunkel blitzen. Es ist eine stille Geschichte, die dennoch unter die Haut geht, gerade weil sie so unaufdringlich erzählt wird.