Beeindruckend klug und einfühlsam

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katrriin Avatar

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Julia Engelmann ist es gelungen einen beeindruckend klugen und einfühlsamen coming of age Roman zu schreiben, der direkt unter die Haut geht und bleibt. Mit der Protagonistin Charlie lässt sich unfassbar gut mitfühlen, denn sie durchlebt das, was bestimmt jede heranwachsende Person in ihrer Jugend so oder so ähnlich erlebt hat. Das Buch handelt von Zukunftsängsten, zerbrochenen Freundschaften, die sich nicht wieder aufbauen lassen, der ersten Liebe, die sich nicht für einen interessiert, einem Vater, der die Familie verlässt und einer Mutter, die sich neu verliebt. Das alles gibt Charlie das Gefühl, sie befände sich wie hinter einer Glasscheibe, während die restliche Welt um sie herum scheinbar „ein Drehbuch“ erhalten hat, nach dem sie ihr Leben lebt. Ihr einziger Lichtblick: der neue Klassenkamerad Kornelius, Spitzname „Pommes“, der sich nicht dafür zu interessieren scheint, dass Charlie sich selbst als Außenseiterin sieht. Stattdessen hilft er ihr, die Glasscheibe als Autofenster zu sehen, das sie selbst herunterkurbeln kann.

Ich hatte das Gefühl, das Buch wurde direkt aus meinem Herzen herausgeschrieben. Nicht nur konnte ich Charlies Gedanken und Gefühle, ihre Ängste und Sorgen sehr gut nachvollziehen, auch sprachlich trifft es Julia Engelmann einfach auf den Punkt. Ich wusste, dass mich das Buch sprachlich begeistern würde, da ich ihre Texte schon seit ihrem ersten Poetry Slam lese und mich schon damals die Präzision und Eindrücklichkeit ihrer Worte immer direkt ins Herz getroffen haben. Nicht anders war es nun bei ihrem ersten Roman. Beinahe jeden Satz habe ich mir angestrichen, weil dieses gesamte Buch so schön geschrieben ist. Ich musste beim Lesen oftmals schmunzeln, seufzen und auch die ein oder andere Träne vergießen. Stellenweise haben mich Charlies depressiv verstimmte Gedanken selbst so sehr mitgenommen, dass ich das Buch kurz pausieren musste.

Am Ende hat der Roman mich gleichzeitig traurig und hoffnungsvoll gestimmt. Ich bin zugleich schwerer als auch leichter. Für mich ist „Himmel ohne Ende“ der perfekte coming of age Roman, da er sowohl inhaltlich als auch sprachlich mitreißt, und es dadurch leicht fällt, sich in Charlie hineinzuversetzen. Ich kann ihn also nur empfehlen und würde mir wünschen, dass Julia Engelmann noch weitere Romane schreibt, denn ich möchte am liebsten nichts anderes mehr lesen.