Ein Sommer voller Eistee & Brüche
Ein Sommer, ein Mädchen, ein Schmerz, der größer ist als sie selbst – "Himmel ohne Ende" erzählt vom Erwachsenwerden, von Verlust und der Suche nach einem Platz in der Welt. Julia Engelmann, die mit ihrem Poetry-Slam-Text Eines Tages, Baby Millionen begeisterte und seitdem als Sängerin, Schauspielerin und Autorin erfolgreich ist, legt hier ihren ersten Roman vor.
Worum geht’s?
Charlie ist fünfzehn, ihr Vater hat die Familie verlassen, die Mutter ist neu liiert, und die beste Freundin hat sich in denselben Jungen verliebt wie sie selbst. Charlie fühlt sich, als läge eine Glasscheibe zwischen ihr und der Welt. Dann trifft sie Kornelius, genannt Pommes, der ihr zeigt, dass man die Scheibe manchmal herunterkurbeln kann – und vielleicht doch wieder an den Himmel herankommt.
Meine Meinung
Schon auf den ersten Seiten spürt man: Engelmann bleibt ihrem poetischen Ton treu. Charlie beschreibt ihre Welt mit einer Mischung aus Melancholie, Wut und Witz: „Wie geht’s dir denn in letzter Zeit? Ich dachte daran, dass Eistee aufgehört hatte, gut zu schmecken und Licht aufgehört hatte, hell zu sein.“ (S. 12). Diese Sprache ist nah an der Gefühlswelt von Jugendlichen – manchmal repetitiv, aber gerade darin authentisch.
Besonders berührt hat mich, wie klar Engelmann den Schmerz über den Vaterverlust zeichnet: „Er hatte ein Loch hinterlassen, ein Loch in der Form meines Vaters, und ich, ich hatte durch das Loch in den Abgrund geschaut.“ (S. 19). Charlies Sehnsucht nach Zugehörigkeit, nach einem „richtigen“ Leben, zieht sich durch den ganzen Roman. Szenen in der Schule, Freundschaften voller Loyalität und Verrat, das erste Verliebtsein – all das ist hier da, aber eben nicht glattgebügelt, sondern voller Brüche.
Pommes ist dabei eine besondere Figur: lebensfroh und doch schwer belastet durch die Krankheit seiner Mutter. In seinen Gesprächen mit Charlie finden beide einen Ort, an dem Verletzlichkeit erlaubt ist. Es sind Sätze wie „Was, wenn es schiefgeht? – Was, wenn es gutgeht?“ (S. 199), die die Kraft des Buches ausmachen: schlicht und trotzdem tief.
Neben Coming-of-Age-Motiven erzählt Engelmann von Familie im Wandel: Patchwork, Trennungen, Erwartungen und dem Gefühl, manchmal unsichtbar zu sein. Besonders eindringlich fand ich Charlies Erkenntnis: „Ich hatte nie darüber nachgedacht, dass ihr Glück etwas sein könnte, in dem ich nicht vorkam.“ (S. 69). Dazu kommen leise Beobachtungen über Musik, Sprache, Körperbilder, den Wunsch nach Mut und Selbstbestimmung – Themen, die nicht nur Jugendliche bewegen.
Ja, manches ist pathetisch, manches sehr typisch „Engelmann“, doch die Mischung aus Alltagsbeobachtung und poetischen Höhenflügen funktioniert. Am Ende bleibt das Gefühl, dass man Charlies Reise nicht so schnell vergisst.
Fazit
"Himmel ohne Ende" ist ein sensibles, poetisches Coming-of-Age über Verlust, erste Liebe und die Suche nach dem eigenen Leben. Es ist melancholisch und gleichzeitig hoffnungsvoll, manchmal schwer, manchmal leicht – so wie das Erwachsenwerden selbst. Danke an netgalley.de & den Diogenes Verlag für das kostenlose Rezensionsexemplar.
Worum geht’s?
Charlie ist fünfzehn, ihr Vater hat die Familie verlassen, die Mutter ist neu liiert, und die beste Freundin hat sich in denselben Jungen verliebt wie sie selbst. Charlie fühlt sich, als läge eine Glasscheibe zwischen ihr und der Welt. Dann trifft sie Kornelius, genannt Pommes, der ihr zeigt, dass man die Scheibe manchmal herunterkurbeln kann – und vielleicht doch wieder an den Himmel herankommt.
Meine Meinung
Schon auf den ersten Seiten spürt man: Engelmann bleibt ihrem poetischen Ton treu. Charlie beschreibt ihre Welt mit einer Mischung aus Melancholie, Wut und Witz: „Wie geht’s dir denn in letzter Zeit? Ich dachte daran, dass Eistee aufgehört hatte, gut zu schmecken und Licht aufgehört hatte, hell zu sein.“ (S. 12). Diese Sprache ist nah an der Gefühlswelt von Jugendlichen – manchmal repetitiv, aber gerade darin authentisch.
Besonders berührt hat mich, wie klar Engelmann den Schmerz über den Vaterverlust zeichnet: „Er hatte ein Loch hinterlassen, ein Loch in der Form meines Vaters, und ich, ich hatte durch das Loch in den Abgrund geschaut.“ (S. 19). Charlies Sehnsucht nach Zugehörigkeit, nach einem „richtigen“ Leben, zieht sich durch den ganzen Roman. Szenen in der Schule, Freundschaften voller Loyalität und Verrat, das erste Verliebtsein – all das ist hier da, aber eben nicht glattgebügelt, sondern voller Brüche.
Pommes ist dabei eine besondere Figur: lebensfroh und doch schwer belastet durch die Krankheit seiner Mutter. In seinen Gesprächen mit Charlie finden beide einen Ort, an dem Verletzlichkeit erlaubt ist. Es sind Sätze wie „Was, wenn es schiefgeht? – Was, wenn es gutgeht?“ (S. 199), die die Kraft des Buches ausmachen: schlicht und trotzdem tief.
Neben Coming-of-Age-Motiven erzählt Engelmann von Familie im Wandel: Patchwork, Trennungen, Erwartungen und dem Gefühl, manchmal unsichtbar zu sein. Besonders eindringlich fand ich Charlies Erkenntnis: „Ich hatte nie darüber nachgedacht, dass ihr Glück etwas sein könnte, in dem ich nicht vorkam.“ (S. 69). Dazu kommen leise Beobachtungen über Musik, Sprache, Körperbilder, den Wunsch nach Mut und Selbstbestimmung – Themen, die nicht nur Jugendliche bewegen.
Ja, manches ist pathetisch, manches sehr typisch „Engelmann“, doch die Mischung aus Alltagsbeobachtung und poetischen Höhenflügen funktioniert. Am Ende bleibt das Gefühl, dass man Charlies Reise nicht so schnell vergisst.
Fazit
"Himmel ohne Ende" ist ein sensibles, poetisches Coming-of-Age über Verlust, erste Liebe und die Suche nach dem eigenen Leben. Es ist melancholisch und gleichzeitig hoffnungsvoll, manchmal schwer, manchmal leicht – so wie das Erwachsenwerden selbst. Danke an netgalley.de & den Diogenes Verlag für das kostenlose Rezensionsexemplar.