Emotional berührend und Mut machend

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jannehanne Avatar

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Zugegeben, ich, Anfang 40, war zunächst etwas skeptisch. Kann mich ein Roman über eine 15 Jährige abholen? Oder werde ich etwas aus dem Off zuschauen mit dem milden Blick des Alters auf die Jugend? - Ich muss sagen, mich hat lange kein Roman mehr so tief berührt.
Charlie ist 15, wächst bei ihrer Mutter auf. Der Vater ist vor einiger Zeit gegangen. Charlie versteht sich selber nicht, versteht die anderen nicht, fühlt sich unglaublich einsam. Tausend Gedanken und Gefühle schwirren durch ihren Kopf. Sie möchte einen Platz finden, irgendwie gemocht werden. Ein spannendes Leben führen, von dem sie nicht weiß, wie sie daran kommt.
"Ich will unbedingt wissen, was ich werde, dabei weiß ich noch nicht mal, wer ich bin. [...] Ich will nichts mehr, als irgendwann jemand für jemanden sein, nichts mehr, als dass mich jemand sieht und versteht, wie ich bin, und gleichzeitig hab ich Angst davor, dass jemand wirklich alles sieht." (S.202)
Sprachlich fand ich insbesondere die Gefühlswelt von Charlie wunderbar beschrieben und als Leserin war ich ihr sehr zugetan. Vereinzelt tauchten kurze Passagen auf, die ich ein bisschen wie altkluge Postkartenweisheiten empfand. Dennoch empfehle ich den Roman gerne weiter. Es ist eine einfühlsame Geschichte über Familie und Freundschaft, vielleicht auch darüber, wie man beginnt etwas Eigenes aus seinem Leben zu machen und Mut machend, wenn es darum geht, schwierige Zeiten zu überstehen. Themen, die in jedem Alter Fragen aufwerfen und berühren.