Ein abgekartetes Spiel

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theresia626 Avatar

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Eine märchenhafte, malerische Kulisse umrahmt das Nebengebäude der Klinik, dessen Eingangshalle so hoch wie eine Kathedrale ist und wirkt mit seinem gläsernen Lift sehr mondän. Bevor Daniel zu einem „Plauderstündchen“ die Arzträume von Doktor Gisela Obermann betreten darf, muß er durch zwei verschlossene Türen. Den Lift darf man nur nach vorheriger Anmeldung betreten. Fürchten sich die Ärzte vor einem Überfall ihrer Patienten? Die Patienten werden zwar an einer langen Leine gehalten, sie können sich frei im Tal bewegen, aber mit eiserner Hand an die Klinik gefesselt.   

Max hat seinen eineiigen Zwillingsbruder Daniel mächtig aufs Kreuz gelegt, als er ihn gebeten hat, für ein paar Tage die Plätze zu tauschen. Da es kein Entkommen aus Himmelstal gibt, war er eine ausgesprochen kluge, aber auch sehr hinterlistige Wahl. „Sie haben falsche Angaben. »Daniels Geburtsdatum ist der ...« Sie drehte sich wieder zum Bildschirm. »Hier steht der 28. Oktober 1975.« »Stimmt.« »Und Max ist geboren am ... Hier ist es: 2. Februar 1977.« »Nein, nein«, sagte Daniel. »Das ist falsch. Wir sind natürlich am gleichen Tag geboren.«“ Max hatte mit Absicht falsche Angaben zu seinem und zu Daniels Geburtstag gemacht und von an Anfang geplant, seinen Bruder irgendwann, wenn es ihm in seine persönlichen Pläne paßt, ins offene Messer laufen zu lassen.  Was hat Max vor und warum ist er überfällig oder wollte er nicht wieder zurückkehren? Daniel kann ohne Papiere nicht beweisen, wer er ist.

Die Leseprobe beginnt mit dem 24. Kapitel, also mitten im Buch, ist ausgesprochen kurz und läßt sich sehr gut lesen. Der Verlag spannt den Leser hier schon sehr auf die Folter, auch mit dem Video, da bleibt noch vieles im Dunkeln. Das Video zeigt idyllische Bilder von den Schweizer Alpen, ein sehr motiviertes Team, das alles, wirklich alles tun würde, um die Leiden seiner Patienten zu lindern. Das wirkt sehr beängstigend und ist fast schon als Drohung aufzufassen. Warum hat sich Max in die Klinik einweisen lassen oder wurde er in diese spezielle Klinik eingewiesen, leidet er am Burn-Out-Syndrom oder an Depressionen und ist man wirklich willkommen in Himmelstal? Der Titel des Buches ist nach den wenigen Seiten nur noch blanke Ironie, denn in Himmelstal scheint man gefährlich und nicht himmlisch zu leben, außerdem hat die Klinik Macht über ein ganzes Dorf, denn die Dorfbewohner müssen die Patienten bespitzeln und sind angehalten, Fluchtpläne von ihnen vereiteln. Max scheint außerdem nicht nur ein Mythomane zu sein, denn in London hatte sich ein Mädchen fürchterlich vor Daniel (vermutlich in der Annahme es sei Max) erschreckt und fluchtartig den Supermarkt verlassen. Ist er auch gewalttätig? Corinne, inzwischen auch eine nicht ganz freiwillige Bewohnerin des Dorfes, würde gerne als Schauspielerin in einer Großstadt arbeiten und Samantha, mit der Daniel zum Abendessen verabredet war, lebt seit acht Jahren in der Klinik. Seit diesem Abend fehlt von ihr allerdings jede Spur. Viel konnte auf den wenigen Seiten nicht passieren. Diese paar Seiten haben aber ausgereicht, um mein Interesse an dem ganzen Roman zu wecken. Ich lese sehr gerne Psychothriller, die mich schaudern lassen und würde vorab sehr gerne weiterlesen.