Höllenschlund?

Die Leseprobe setzt ein mit Kapitel 24 und ist relativ kurz. Dennoch gibt es keine Verständnisprobleme. Daniel Brant hat seinen Zwillingsbruder Max in der Klinik Himmelstal besucht. Dann haben sie die Rollen getauscht, weil Max die Klinik verlassen will, um etwas zu erledigen. Das ist möglich, weil sie eineiige Zwillinge sind, und der Tausch keinem auffällt. Als Max nicht verabredungsgemäß zurückkommt, hat Daniel ein Problem. Man hält ihn für einen notorischen Lügner und lässt ihn nicht gehen. Er bittet u.a. Dorfbewohnerin Corinne um Hilfe, aber sie gibt ihm zu verstehen, dass die Ärzte der Klinik nicht nur alle Entscheidungen für die Patienten treffen, sondern Macht über das ganze Dorf haben.

Die Leseprobe liest sich außerordentlich gut und verspricht einen spannenden Thriller, bei dem man sicher schon bald den Titel Himmelstal als blanke Ironie empfindet, zu deutlich sind von Anfang an die Signale, dass hier etwas nicht stimmt. Das Haus ist gesichert wie ein Gefängnis, aus dem keiner entkommt,  und es kommt auch keiner hinein. Das Cover zeigt eine idyllische Berglandschaft, und nicht nur in diesem Punkt erinnert mich Marie Hermansons Roman an Thomas Willmanns "Das finstere Tal". Auch dort geht es um ein abgeschieden gelegenes Dorf ohne Kontakt zur Außenwelt, und eine einzige Familie hat Macht über eine ganze Dorfgemeinschaft. Ein sehr interessanter Roman.