Eine Geschichte mit der bitteren Süße feinster Schokolade

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Inhalt

Vianne, die mit ihrer Tochter Anouk vor 8 Jahren das Dorf Lansquenet verlassen hat, erhält Post aus dem Jenseits. Genauer gesagt handelt es sich um einen Brief ihrer verstorbenen Freundin Armande, den ihr Enkel Luc erst zu seinem 21. Geburtstag an Vianne weiterleiten darf. In ihren Zeilen bittet Armande Vianne nach Lansquenet zurück zu kommen, um ihre Pfirsiche zu ernten und um dem Curé Reynaud bei zu stehen, weil dieser Viannes Hilfe brauchen wird. Und das tut er wirklich. Als Vianne mit ihren Töchtern Anouk und Rosette nach Lansquenet zurückkehrt, findet sie das Dorf verändert vor. Es liegt Rauch in der Luft. Im Haus, in dem sie früher ihre Chocolaterie betrieb ist ein Brand ausgebrochen und der Curé wird beschuldigt den Brand gelegt zu haben und ist deshalb vorübergehend seines Amtes enthoben.
Auch sonst hat sich im Dorf einiges verändert. Seit eine schwarz verschleierte Frau nach Lansquenet gezogen ist, und bei den jungen muslimischen Frauen für das Tragen des Schleiers wirbt, ist das friedliche Zusammenleben von Christen und Muslimen gestört. Als sich ein Mädchen im Fluss Tannes das Leben neben will, wird sie vom Curé gerettet. Dieser bringt sie kurzerhand bei Vianne unter, die im Haus ihrer alten Freundin Armande wohnt.
Vianne bringt reife Pfirsiche bei ihren muslimischen Nachbarn vorbei und lernt diese dadurch besser kennen. Sie schafft es, jedem seine Lieblingsschokolade herzustellen und so durch den Zauber der süßen Köstlichkeiten die Herzen zu öffnen.

Als der Curé erst zusammen geschlagen wird und später verschwindet, spitzt sich die Situation zwischen dem christlichen und dem muslimischen Ortsteil zu.


Meine Meinung

Joanne Harris schafft es in diesem gefühlvollen und sinnlichen Roman viele Saiten zum Schwingen zu bringen. Die reifen Pfirsiche kann man förmlich riechen und der sich drehende Wind meint man selber um die Ohren pfeifen zu spüren.Vianne begegnet ihren Mitmenschen auf sehr offene und respektvolle Weise, so dass sie Zugang zu einer anderen Kultur findet.

Das Buch handelt von Freundschaft, Liebe, Respekt, Annäherung, aber Unterschieden, Leid und Schicksal. Um diesen Roman wie eine gute Schokolade zu genießen, sollte man ihn nicht schnell nebenbei lesen, sondern sich darauf einlassen und sich Zeit nehmen. Er bietet sehr viele Impulse, seine eigenen Gedanken zu machen und entwickelt dennoch zunehmend an Spannung.

Die sprachliche Ausrucksweise unterstreicht die sinnlichen Inhalte und untermalt die schwelenden Konflikte aufs Treffendste.

Während sich der Konflikt anhand von immer wieder auftauchenden Wendungen relativ langsam zuspitzt, kommt es vor dem Showdown zu einer doch sehr plötzlichen Aussprache, die mich zwar sehr in ihren Bann gezogen hat, die aber für meinen Geschmack doch etwas sanfter hätte sein können. Der Schluss birgt neben der Handlung auch sehr wertvolle und wichtige Inhalte, er ist aber für mich doch etwas unglaubwürdig aufgebauscht. Ich sehe darin bereits den Film, der natürlich mit so einem richtigen Showdown attraktiver wird. Mir hätte zu diesem Roman ein ruhigerer Schluss besser gefallen.

Für mich war das der erste Roman von Joanne Harris, dennoch bin ich sehr leicht in die Geschichte hineingekommen, da es stets wiederholt wird, wenn etwas an Information aus dem ersten oder zweiten Teil fehlt. Man kann diesen Band also sehr gut isoliert lesen, wenn man vorwiegend interessiert ist an der Thematik Toleranz und Respekt zwischen Christen und Muslimen. Falls man sich für die komplette Geschichte um Lansquenet interessiert ist das Einhalten der richtigen Reihenfolge für das Lesevergnügen sicher förderlich.


Mein Fazit

Mit „Himmlische Träume“ ist Joanne Harris ein sehr schönes und sinnliches Werk zum Thema Toleranz, Respekt und Freundschaft gelungen. Man kann wunderbar eintauchen in das Leben eines kleinen Dorfes irgendwo in Frankreich. Ich habe diesen Roman sehr gerne gelesen und konnte viele Anregungen für eigene Gedanken mitnehmen.