Französische Generationskonflikte mit politischer Komponente

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sweetaddict Avatar

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Vianne lebt mit ihrem Mann Roux und ihren Kindern Anouk und Rosette auf einem Hausboot in Paris. Ihr ganzes Leben sind sie stets von einem Ort zum nächsten gezogen um hier eine Art zu Hause zu finden. Doch eine gewisse innere Unzufriedenheit bleibt. Vianne stellt sich die Frage ob es nicht MEHR geben könnte. Mehr als das Hausboot, mehr als die kleine Kombüse in der sie ihre beliebten Pralinen herstellt, mehr als das Leben in einer anonymen Stadt in der sie sich mehr gestrandet als wirklich angekommen fühlt. Zu der Zeit trägt ein verheißungsvoller Wind einen Brief zu der Familie, der von Viannes verstorbener Freundin Armande geschrieben wurde. Sie bittet sie in den Ort Lansquenet zurückzukehren. Schöne und schreckliche Erinnerungen überfluten Vianne, dennoch entscheidet sie sich mit den Kindern die Reise anzutreten. Ihr Mann Roux bleibt zurück, zu schmerzlich sind die Erinnerungen an die Zeit in Lansquenet.
So treffen die drei pünktlich zum jährlichen Straßenfest in ihrer alten Heimat ein und begegnen zuerst Monsieur le Curè, mit dem Vianne bereits einige Konflikte durchlitten hat. Doch das alles scheint in einem früheren Leben passiert zu sein.
Schnell bemerkt Vianne Rocher, dass sich hier vieles verändert hat. Menschen die sie kannte sind verschwunden, neue fremde Menschen wurden durch den Fluss angespült. Doch der Konflikt zwischen Moslems und Christen wird zunehmend spürbar und schnell steckt die Protagonistin mit ihren magischen Fähigkeiten mitten in einem Krieg, dessen Umstände sie noch nicht mal annähernd erahnen kann.

Die Fortsetzung des Bestsellers „Chocolat“ erschien im Jahr 2012 unter dem Originaltitel „Peaches for Monsieur le Curé“. Übersetzt wurde es aus dem Englischen von Adelheid Zöfel. Der Roman der Autorin Joanne Harris erschien im List-Verlag.

Da ich den vorangegangenen Roman nicht kannte hatte ich am Anfang einige Schwierigkeiten mich in das Buch, mit seinen französischen Worten hier und da, einzufinden. Die Personen in Lansquenet zu überblicken war eine weitere Herausforderung. Und auch, dass Vianne Rocher, auf irgendeine Art magische Fähigkeiten hat erschloss sich mir erst spät im Verlauf der Geschichte.
Die Hauptfigur und die präsentesten Nebenfiguren sind gut herausgearbeitet worden, so dass sich der Leser ein Bild von ihnen machen kann. Auch die Atmosphäre wird von Joanne Harris sehr ausführlich nachgezeichnet. Manchmal hat man das Gefühl die reifen Pfirsiche förmlich zu riechen.
Insgesamt liest sich das Buch schön. Hier und da dümpelt die Handlung etwas vor sich hin aber zum Ende nimmt die Geschichte nochmal richtig Fahrt auf. Wer auf der Suche nach ein paar Stunden Unterhaltung mit sozial-politischem und interkulturellem Bezug ist wird das Buch von Joanne Harris mögen.