Magisch

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marialein Avatar

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Alles kehrt wieder. Der Fluss bringt am Ende alles zurück. So kann sich auch Vianne Rocher der unwiderstehlichen Anziehungskraft von Lansquenet nicht entziehen. Nach acht Jahren in Paris ruft sie ein Brief ihrer alten Freundin Armande zurück ins Dorf - Armande, die vor ebenso vielen Jahren gestorben ist. Trotz ihrer Zweifel weiß Vianne doch, dass sie der Einladung folgen wird. Schließlich hat sie den Wind selbst gerufen...

Schon kurz nach ihrer Ankunft merkt Vianne, dass etwas mit dem Dorf nicht stimmt. Es herrschen Spannungen zwischen den Bewohnern und den neuen Siedlern von Les Marauds. Doch was auf den ersten Blick wie der übliche Kultur- und Religionskonflikt zwischen christlichen und muslimischen Gemeinden aussieht, geht in Wirklichkeit viel tiefer. Und es scheint sich alles um eine bestimmte Person zu drehen - Inès Bencharki, die Skorpionsfrau.

Die Geschichte ist wie erwartet sehr spannend geschrieben und unglaublich gut konstruiert. Sehr gelungen finde ich auch den Rhythmus der Handlung, der mit dem Ramadan übereinstimmt. Die Charaktere treten einer nach dem anderen auf, sodass der Leser sie gut auseinanderhalten kann und schnell ein Gefühl von Vertrautheit empfindet. So war es auch nicht schlimm, dass die Gemeinde von Les Marauds ziemlich komplex ist, oder dass ich den ersten Teil, _Chocolat_, schon vor längerer Zeit gelesen habe - im Laufe des Romans kamen die Erinnerungen schnell wieder und auch die neuen Charaktere waren leicht auseinanderzuhalten. Wenn ich an der Handlung überhaupt etwas zu bemängeln habe, dann nur ein Detail, das mir etwas unrealistisch erscheint - und zwar dass so viele der muslimischen Männer ihre Zeit ausgerechnet im Fitnessstudio verbringen, als das Fasten an einem heißen Tag nicht schon schwer genug...

Insgesamt wurden meine Erwartungen aber nicht enttäuscht. Auch der Schreibstil hielt, andere Romane von Joanne Harris versprechen. Die Autorin schaffte es wie immer, die verschiedensten Sinne anzusprechen - der Duft von saftigen Pfirsischen, der intensive Geschmack von Schokolade - sodass es einem gar nicht schwer fällt, an die Zauberkräfte von Vianne Rocher zu glauben!

Auf diese Weise liest sich das Buch sehr angenehm. Aber auch am Ende der Lektüre beschäftigt der Roman den Leser noch weiter. Man wird mit neuen Ansichten konfrontiert und zum Nachdenken darüber angeregt, was im Leben und vor allem im Zusammenlebenmit anderen wirklich zählt. So wie die Charaktere im Buch sich ändern und ihre alten Streitereien beilegen können, ist das doch sicher auch im "wirklichen" Leben möglich. Ob nun durch Magie oder Verständnis und Toleranz, man kann immer etwas bewirken.

Man könnte natürlich noch viel mehr zu diesem Buch schreiben. Aber wirklich wichtig ist eigentlich nur: Unbedingt lesen! :)