Träume aus Schokolade

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Vianne ist einst vom Wind aus Lansquenet nach Paris geweht worden. Dort lebt sie mit Roux auf einem Hausboot und alles scheint in Ordnung zu sein.
Da erreicht Vianne ein Brief aus dem Totenreich. Armande bittet sie darin in den kleinen Ort zurückzukommen. Vianne soll sich um die Leute kümmern. Armande hat schon vorhergesehen, dass sich unter den Bewohnern Schwierigkeiten ergeben werden. Und nun ist Vianne gefragt, sie soll wieder Ruhe in den Ort bringen - ihre Schokoladenkreationen werden die Leute wieder zusammen bringen. Zusammen mit den Töchtern, vom Wind getragen, macht sie sich auf den Weg zurück nach Lansquenet. Auf den ersten Blick scheint alles wie immer, aber dann erkennt Vianne die Unruhe unter den Bewohnern. Nicht nur die Brücke trennt den Ort, sondern auch religiöse Unterschiede. Vor acht Jahren waren auch schon die Muslime da und alle lebten in guten Einvernehmen. Plötzlich tauchten Inez und ihr Bruder auf und die Schwierigkeiten begannen. Aber woher kommt diese Unruhe, die sich jetzt zu einem Krieg zwischen den Bewohnern entwickelt? Der Priester Reynaud hatte noch nie etwas für Fremde übrig und durch seine unnahbare Art bekommt er auch keinen Zugang zu ihrer Welt. Vianne ist da ganz anders. Schon kurz nach ihrer Ankunft ist sie in verschiedene Geheimnisse eingeweiht und durch ihre Pralinen gewinnt sie das Vertrauen der "Fremden". Als der Priester Reynaud verschwindet spitzt sich die Lage im Dorf zu und der Grund der Unruhen kommt langsam zum Vorschein.

Ich bin ganz begeistert von Joanne Harris` Buch. Durch ihre Beschreibungen ist man fast mit im Dorf unterwegs und mitten drin im Geschehen. Ich konnte förmlich den Wind spüren und die Düfte riechen. Zum Ende des Buches wird es mit dem Verschwinden des Priesters auch richtig spannend. Harris nimmt sich der Probleme des Fremdseins und der Vorurteile an, wie sich Alt gegen Jung oder umgekehrt behaupten muss und wie die Frauen mit den Männern zu "kämpfen" haben. Manches ist nicht so wie es scheint und manches wird anders als erwartet.
Seite 96:"Genau wie der Wind macht das Leben sich einen Spaß daraus, uns an die Orte zu tragen, mit denen wir am wenigsten gerechnet haben, und es wechselt dauernd die Richtung: Bettler werden gekrönt, Könige stürzen, Liebe verblasst zu Gleichgültigkeit, und Todfeinde gehen Hand in Hand als Freunde ins Grab."
Manch Einem wird das Buch vielleicht religionsüberfrachtet erscheinen, aber ich fand die Darstellungen gut und glaubhaft. Die Kapitel sind abwechselnd aus der Sicht von Vianne und Reynaud geschrieben. Durch Halbmond und Kreuz auch immer klar zu erkennen, wer gerade dran ist. So kann der Leser auch gut die Bedrängnis und Sorgen des Priesters nachvollziehen. Eine wunderbare bildhafte Sprache und zum Ende auch noch spannend.