Chinakritischer Roman

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timphilipp Avatar

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Ausweislich des im Anhang befindlichen Briefs der Autorin handelt es sich um einen fiktiven Roman, basierend auf ihrer Kindheit und Jugend in China. Gerade letzteres macht das Buch so lesenswert. Denn die Protagonistin und Namensvetterin der Autorin – Lai – ist 1970 in China geboren und erlebte die Studentenproteste auf dem Platz des Himmlischen Friedens im Jahr 1989 als unmittelbar beteiligte Studentin. Nach mehr als 30 Jahren ist es für uns in einer Demokratie groß Gewordene immer noch unfassbar zu lesen, wie brutal das chinesische Regime die Studentenproteste niedergeschlagen hat. Wie Lai Zugang zu der Studentenbewegung gefunden und in welcher Weise sie an ihr teilgehabt hat, wird im letzten Teil des Buches geschildert. Die vorangehenden Abschnitte widmen sich ihrer Kindheit und Jugend. Hier wird ein informatives Bild von den Familienstrukturen in China gezeichnet, die im Falle von Lai durch einen introvertierten, von der Kulturrevolution gezeichneten Vater, eine missmutige Mutter und einer für Lai alles bedeutenden, liebevollen Großmutter geprägt sind. Immer wieder fällt auf, wie der chinesische Staat bis in die Familien hinein regiert. Insgesamt ein zu empfehlender Roman, der allerdings zeitweise etwas langatmig wirkt, etwa wenn es um das Hin und Her mit Lais Freund Gen geht.