Ein chinesisches Mädchen erlebt die Diktatur zwischen 1970 und 1989

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piperowja Avatar

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Die Autorin Lai Wen erzählt die fiktive und autobiografische Geschichte des Mädchens Lai. Sie wächst in einer hellhörigen Wohnung in einem Arbeiterviertel in Peking auf. Ihr Vater, der während der Kulturrevolution schwere Zeiten durchgemacht hat und anschließend degradiert wurde, spricht kaum mit ihr. Ihre Mutter ist distanziert, einzig ihre Großmutter ermutigt sie, mehr aus sich zu machen. Lai besucht eine höhere Schule und erhält später ein Stipendium für die Universität. Es fehlt ihr an Selbstbewusstsein, und sie hat wenig Freunde. Ein alter Buchhändler versorgt sie jahrelang mit interessanten Büchern, und sie geht gern zu ihm. Ihr Freund Gen, den sie aus Kindheitstagen kennt und den sie anfangs liebt, benutzt sie, um seinen Sexualtrieb zu befriedigen. Erst später wird sie sein wahres Wesen erkennen. Einige Episoden sind langatmig erzählt und hätten gekürzt werden können. Als Lai studiert, findet sie auf dem Campus Freunde. Anna nimmt sie in ihre Schauspielergruppe auf und Lai bearbeitet für sie ein Stück von Bertold Brecht. Als sich die Studentenbewegung für die Demokratie einsetzt, wird die Geschichte spannend. Lai Wen schildert die Ereignisse im Jahr 1989 auf dem Platz des „Himmlischen Friedens“ und die Gedanken des Mädchens in eindringlicher Weise. Am Schluß hat sie die Möglichkeit, ihr Studium in Kanada fortzusetzen. Die Übersetzerin Judith Schwaab hat den Text hervorragend ins Deutsche übersetzt. Ein großes Lob gebührt ihr dafür. Ich empfehle dieses Buch jedem, der sich für Chinas jüngere Geschichte interessiert.