Feinfühlig erzählt, aber mit Längen
Vor der Lektüre dieses Buches wusste ich praktisch nichts über das Tiananmen-Massaker und die vorangegangenen Proteste. Das Buch schien mir daher eine gute Gelegenheit, mehr über deren Hintergründe und allgemein über das Leben in China in dieser Periode zu erfahren. Im Hinterkopf hatte ich dabei „Frei“, Lea Ypis Autobiographie über ihre Kindheit vor und nach dem Fall des Kommunismus in Albanien, die es sehr gelungen schafft familiäre und politische Geschichte zu verbinden. Nun ist „Himmlischer Frieden“ zwar im Gegensatz zu Ypis Buch ein fiktiver Roman, basiert aber auf den Erlebnissen der Autorin.
In den ersten drei Vierteln dieses Buches liegt der Schwerpunkt aber klar auf den inneren Konflikten und persönlichen Beziehungen der Protagonistin. Die Politik macht sich zwar in einigen einschneidenden Erlebnissen bemerkbar, bleibt aber über lange Strecken im Hintergrund. Die schwierige Beziehung von Lai zu ihrer Mutter und ihre Unsicherheiten gegenüber ihrem ersten Freund sind beispielsweise so universell, dass sie in jedem beliebigen Land vorkommen könnten. Trotzdem war dieser Teil für mich insgesamt lesenswert. Die Beziehungen sind sehr feinfühlig erzählt, besonders die zwischen Lai und ihrer Großmutter ist sehr berührend beschrieben. Allerdings fand ich es vor allem in der Mitte etwas langatmig und spannungsarm, das hätte man im Hinblick auf die doch sehr stattliche Seitenzahl kompakter gestalten können. Auch hätte ich mir eine stärkere Charakterentwicklung der Hauptfigur gewünscht. Für mich blieb die Stimme von Lai über weite Teile gleich, erst ab ihrer Unizeit fand eine wirkliche Entwicklung statt.
Den Protesten selbst wird sich erst im letzten Viertel des Buches gewidmet. Die Protagonistin spielt bei diesen nur eine kleine Rolle, was wohl ziemlich gut die typische Erfahrung von den Protestteilnehmern beschreibt. Bei Massenprotesten kann schließlich nicht jeder ein Anführer gewesen sein. Von der Autorin bekommen wir einen recht groben Überblick über den Kontext und die Forderungen der Studenten. Die Härte und Unerbittlichkeit mit dem der chinesische Staat auf die Proteste reagiert hat, wird sehr effektiv dargestellt; vor allem die Schilderung der Nacht des Massakers selbst war sehr bedrückend. Das Ende, bei dem sich die Autorin bei der Beschreibung eines sehr bekannten Ereignisses einige dramatische Freiheiten nimmt, hat mich allerdings etwas zwiegespalten zurückgelassen.
Fazit: Wer sich für den Roman vor allem wegen der Beschreibung vom Leben in China in dieser Zeitperiode interessiert, ist mit einem anderen Buch vielleicht besser bedient. Für Leser, die eine berührende Coming-of-Age-Story suchen und einige Längen verzeihen können, ist das Buch empfehlenswert.
In den ersten drei Vierteln dieses Buches liegt der Schwerpunkt aber klar auf den inneren Konflikten und persönlichen Beziehungen der Protagonistin. Die Politik macht sich zwar in einigen einschneidenden Erlebnissen bemerkbar, bleibt aber über lange Strecken im Hintergrund. Die schwierige Beziehung von Lai zu ihrer Mutter und ihre Unsicherheiten gegenüber ihrem ersten Freund sind beispielsweise so universell, dass sie in jedem beliebigen Land vorkommen könnten. Trotzdem war dieser Teil für mich insgesamt lesenswert. Die Beziehungen sind sehr feinfühlig erzählt, besonders die zwischen Lai und ihrer Großmutter ist sehr berührend beschrieben. Allerdings fand ich es vor allem in der Mitte etwas langatmig und spannungsarm, das hätte man im Hinblick auf die doch sehr stattliche Seitenzahl kompakter gestalten können. Auch hätte ich mir eine stärkere Charakterentwicklung der Hauptfigur gewünscht. Für mich blieb die Stimme von Lai über weite Teile gleich, erst ab ihrer Unizeit fand eine wirkliche Entwicklung statt.
Den Protesten selbst wird sich erst im letzten Viertel des Buches gewidmet. Die Protagonistin spielt bei diesen nur eine kleine Rolle, was wohl ziemlich gut die typische Erfahrung von den Protestteilnehmern beschreibt. Bei Massenprotesten kann schließlich nicht jeder ein Anführer gewesen sein. Von der Autorin bekommen wir einen recht groben Überblick über den Kontext und die Forderungen der Studenten. Die Härte und Unerbittlichkeit mit dem der chinesische Staat auf die Proteste reagiert hat, wird sehr effektiv dargestellt; vor allem die Schilderung der Nacht des Massakers selbst war sehr bedrückend. Das Ende, bei dem sich die Autorin bei der Beschreibung eines sehr bekannten Ereignisses einige dramatische Freiheiten nimmt, hat mich allerdings etwas zwiegespalten zurückgelassen.
Fazit: Wer sich für den Roman vor allem wegen der Beschreibung vom Leben in China in dieser Zeitperiode interessiert, ist mit einem anderen Buch vielleicht besser bedient. Für Leser, die eine berührende Coming-of-Age-Story suchen und einige Längen verzeihen können, ist das Buch empfehlenswert.