Aufbruch zum Horizont

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regenprinz Avatar

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Dieses Buch ist weit mehr als ein Reisebericht, finde ich, und es trägt seinen schönen Titel zu Recht. Es geht darum, aufzubrechen und hinter den Horizont zu schauen, zu entdecken, was in dieser Welt und in unserem Leben für uns verborgen liegt.
Dank der ausführlichen Beschreibungen von Orten, Menschen und Sitten, lernt man als Leser in diesem Buch vieles kennen, das man vielleicht persönlich nie erleben wird. Nicht jeder ist frei und mutig genug, zu solch einer langjährigen Motorradreise durch Europa und Asien aufzubrechen. Aber es macht ungeheuren Spaß, Christopher Manys Bericht zu lesen und seiner Reise zu folgen. Die illustrierenden Karten und Farbfotos ergänzen das Ganze perfekt.
Doch es geht auch darum, den eigenen Horizont zu erweitern und z.B. anderen Kulturen mit Respekt und Offenheit zu begegnen. Die Einstellung des Autors wirkt hier überaus sympathisch. Vielleicht ist es gerade heute wichtiger denn je, sich eine eigene Meinung zu bilden - eine, die von eigenen Erfahrungen getragen wird und nicht von Vorurteilen. Mich hat es jedenfalls beeindruckt, so ganz nebenbei Einblicke in die politischen Verhältnisse der bereisten Länder zu erhalten und wie klug der Autor vieles analysiert. Gerade das macht dieses Buch für mich so überaus lesenswert. Speziell die differenzierte Darstellung von China wird mir sicher in Erinnerung bleiben.
Aber natürlich ist es auch hochspannend, über die Herausforderungen an Fahrer und Fahrerin bzw. ihre beiden Maschinen zu lesen - hohe Pässe, die überwunden werden wollen, schwierige Straßenverhältnisse, Stürme und Regengüsse, einsame Wüsten und überfüllte Großstädte. Manches ist sehr amüsant geschildert - besondere Begegnungen mit Mensch und Tier, karges Essen wie Plov oder Spezialitäten wie Ratburger. Vieles macht aber auch sehr nachdenklich - darüber, wie wir alle mit diesem Planeten oder unseren Nachbarn, die darauf leben, umgehen.
Trotz der Dicke des Buches habe ich sehr bedauert, als es zu Ende war. Für alle, die es anregt, selbst zum Horizont aufzubrechen, um nachzuschauen, was dahinter liegt - egal, ob rechts oder links - gibt der Autor etliche Tipps. Denn es mag zwar die große Freiheit sein, die Reisende in die Ferne lockt, aber es ist meist die Bürokratie, die es zuvor zu überwinden gilt.
"Hinter dem Horizont rechts" macht meines Erachtens jedenfalls große Lust, das Vorgängerbuch "Hinter dem Horizont links" auch zu lesen, falls man es - wie ich - noch nicht kennt. Ich werde es baldmöglichst nachholen!