Moderne Parabel

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Ein Dorf hat Angst vor dem Verschwinden und legt sich Strategien zurecht, das Verschwinden aufzuhalten. Das Pflegen der großen Hecke, das Erhalten des Leerstandes, Unkraut in Bann halten, die Gestaltung des Dorfkreisels und immer auf die Dorfkasse achten. Die Kinder des Dorfes, Pina und Lobo, haben aufgehört zu wachsen und werden deshalb regelmäßig von Spezialisten untersucht. Über die Hecke wird erzählt, dass sie das Überbleibsel eines großen Labyrinths war und dass „wer dem nicht entkam“ selbst zur Hecke wurde. Trotz der großen Touristenmagnete Hecke und Dorfmuseum kann das Dorf das Auslöschen seiner selbst nicht aufhalten.

In einem zweiten Erzählstrang wird von Dora berichtet, Pinas Mutter, die auf einem Forschungsschiff in der Arktis ist. Es wird geforscht und erkundet, ermittelt und recherchiert. Mittels Bohrkernen will man die Vergangenheit ausfahnden, während das Eis der Arktis sichtbar schmilzt. In den Weiten des arktischen Meeres sehnt sich Dora nach ihrem Dorf.

Verschwinden wird zum zentralen Gegenstand dieser modernen Parabel. Die Wärme der Menschen verschwindet, Häuser verschwinden, Gäste in der Pension verschwinden. Festhalten am Alten und Wahren des Bewährten im Kleinen führt zu Stillstand und Rückbau, während das große Ganze zerrinnt.

Das Buch liest sich flüssig und schnell, obwohl der Plot schwach ist. Die poetische Sprache sowie die wirklich guten Metaphern ließen mich die Geschichte nicht aus der Hand legen. Die im Kopf entstandenen Bilder bleiben auch nach dem Lesen erhalten und lassen mich nachdenklich und betroffen zurück. Ein sehr kunstvolles Buch.