Parabel

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern Leerer Stern
medsidestories Avatar

Von

Dass in kleinen Dörfern auf dem Land manchmal die Zeit beinahe stehen zu bleiben scheint, dürfte hinreichend bekannt sein. In dem Dorf aus Gianna Molinaris Roman ist es nicht die Zeit, die stillsteht, sondern das Wachstum der einzigen beiden Kinder: Pina und Lobo. Keiner kann sich erklären, aus welchem Grund das so ist. Selbst Wissenschaftlern und Ärzten gelingt es nicht, herauszufinden, was den Kindern fehlt. Während andere darüber nachdenken, was mit ihrer Tochter nicht stimmt, lebt Pinas Mutter in der Arktis und erforscht die Auswirkungen des Klimawandels. Und während die Pina und Lobo einfach nicht mehr wachsen wollen, tut es die berühmte Hecke des Dorfes umso mehr. Die einzige Attraktion zieht Touristen an und hält somit den Stillstand ein Stück weit auf - bis sie es eines Tages nicht mehr tut.

"Hinter der Hecke die Welt" ist ein Buch, das nicht einfach zu erfassen ist. In gewisser Weise ist es eine Parabel, ein Gleichnis, in dem alles für etwas anderes zu stehen scheint, und in dem die wahre Botschaft zum Großteil zwischen den Zeilen versteckt steht. In seiner Bildsprache und in seinem Stil finde ich den Roman außergewöhnlich, wenn auch so verschlüsselt, dass mir seine Kernaussage bis zum Schluss nicht vollständig klar wird. Viele Dinge erschließen sich mir, andere aber auch wieder nicht, sodass das Gesamtbild nicht richtig greifbar wird. Dieses Verschlüsseln der Botschaft hat etwas Kafkaeskes an sich. In Kombination mit der Sozialkritik, welche die Autorin übt, und ihrer eigenwilligen Prosa, entsteht definitiv ein Text der es Wert ist, gelesen zu werden. Auf der Metaebene hat er mich allerdings nicht vollständig erreicht.