Poetisch und pointiert

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neueschnecke Avatar

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Seit Dörte Hansens 'Mittagsstunde' bin ich bekennender Dorfgeschichten- Fan. Der Mikrokosmos Dorf stellt für mich eine reizvolle Quelle faszinierender Geschichten dar.
Das Dorf, in dem Pina und Lobo, die einzigen Kinder, leben, bildet den einen Erzählstrang. Der andere spielt in der Arktis, wo Pinas Mutter auf einer Expeditionsreise unterwegs ist. Im Grunde dreht sich das Buch auf zwei unterschiedlichen Ebenen um das Verschwinden- beleuchtet aus verschiedenen Perspektiven. Dora, Pinas Mutter, sieht in der Arktis die Auswirkungen des Klimawandels, die den meisten Menschen (noch) verborgen bleiben. Ein fragiles Ökosystem, in dem die Einmischung des Menschen stets ein Balanceakt bleibt. Wie hier mithilfe kleiner Anekdoten auf Missstände hingewiesen wurde, gefiel mir gut. Zwischendurch gibt es kleine eindrucksvolle Zeichnungen und Bilder, die diese verdeutlichen. Pina, mit ihrem Vater im Dorf verbleibend, sieht das Verschwinden der Dorfwelt. Keine weiteren Kinder oder Erben mehr, die über alles geliebte Hecke des Dorfes fällt einem Verbrechen anheim, Touristen werden sparsamer und bleiben schließlich ganz aus, Menschen gehen weg.

Generell, so finde ich, ein spannender Roman, der gekonnt die beiden Ebenen miteinander verflechtet und im Kleinen wie im Großen zeigt, wohin wir steuern. Das Dorf als Parabel für menschliche Gesellschaften, das große Verschwinden der Dorfkultur und von Lebenswelten. Also, soweit eigentlich etwas, das mir gefiel.

Was mir aber wirklich sauer aufstieß, ist der Preis des Buches. Für 208 Seiten, die so bedruckt sind dass oft nur einseitig Text ist und so einige Seiten aufgrund kleiner Zeichnungen halbleer, finde ich 24€ schon sehr knackig. Hätte ich das Buch nicht als Rezensionsexemplar bekommen, ich hätte es mir nicht gekauft. Hier empfehle ich dringend, auf die Taschenbuchausgabe zu warten. Die ist es dann aber auch wert.