Vergänglichkeit

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sapere_aude Avatar

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Ein Schrumpfungsprozess der großen und bedrohlichen Art ist das Abschmelzen der Polkappen, das Kleinerwerden der Eisflächen, das Verschwinden der Arktis. Diesem Extremfall, den Dora als Teilnehmerin an einer Expedition erlebt, stellt Gianna Molinari den Sterbensprozess von Doras kleinem Heimatdorf gegenüber. Hier wuchert das Unkraut, wächst eine Hecke in Dimensionen, die Touristen anzieht, während gleichzeitig die Pension keine Gäste mehr sieht und der Leerstand verwaltet wird. Besonders perfide ist, dass die aus zwei Personen bestehende Dorfjugend nicht nur nicht mehr nachwächst, sondern gar nicht mehr zu wachsen scheint.
"Hinter der Hecke die Welt" erschafft mit dem Heckendorf eine Metapher des Klimawandels, die in seiner Alltäglichkeit und Ausweglosigkeit unter die Haut geht. So farblich monoton wie die Arktis, ist das Dorf aus nur wenigen Eckpunkten gezeichnet. Das dem Mensch wichtige Konservieren gegen übermächtige Entwicklungen (von Eiskernen und Museumsstücken) spielt aber hier wie dort eine Rolle.
Der Roman nutzt die Stilmittel der Literatur, um Vergänglichkeit erlebbar zu machen. Die Geschlossenheit und Eindrücklichkeit des Werks ist außergewöhnlich. Sicher hat das Buch aber einen Stil, der nicht allen zusagt.