Vom Verschwinden der Welt

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern Leerer Stern
itsaboutlovingliterature Avatar

Von

Ein Dorf, das verschwindet. Kinder, die aufhören zu wachsen. Ausbleibende Touristen, eine in der Ferne arbeitende Mutter. Dies umreißt die Handlung des Romans, der kaum einen Plot hat. Vielmehr entsteht eine bedrückende Stimmung, der Eindruck einer leisen Apokalypse. Abwechselnd begleiten wir die wenigen noch verbliebenen Dorfbewohner:innen und Dora, die in der Antarktis forscht.

Die Welt hinter der Hecke wird zerstört, das Dorf schrumpft und gerät in Vergessenheit. Dieser atmosphärische Text ist somit eine Parabel auf das Verschwinden, den Verlust und die Vergänglichkeit. Eine Mahnung, an der Menschheit, die die Natur zerstört, indem sie versucht sie zu verstehen, eine Kritik an der Rücksichtslosigkeit, Profitgier und Kurzsichtigkeit.

Die Sprache lakonisch, stilistisch eher sparsam, so erinnert der Roman in seiner Stimmung an den Experimentalfilm „Koyaanisqatsi“ und lädt in seiner Form zur Reflexion ein. So engagiert Form und Anspruch, so distanziert, fast kalt wirkt der Text. Es wird keine Wertung vorgenommen, es wird beobachtet, beschrieben. In seinem formalen experimentellen Anspruch rückt der Roman die Sprache eher in den Schatten, gleichzeitig stellt dieser Text auch die Frage nach der Wirkkraft der Literatur. Wie muss ein Text beschaffen sein, dass er aufrüttelt, dass er bewegt? Wie reiht sich der Text in den Kanon der persönlichen Lesebriegrafie?

Der Roman hat mich intellektuell sehr beschäftig, allerdings ist mein Anspruch als Leserin, dass ich sowohl ästhetisch und als auch emotional berührt werde. Offen bleibt, ob der Roman mit dieser Konzeption Lesende wachrüttelt – und ob das überhaupt die Intention dahinter ist.