Wenn Großmaulrüssler die Hecke zerstören

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buecherfan.wit Avatar

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In Gianna Molinaris Roman “Hinter der Hecke die Welt“ verbinden sich zwei Themen auf ungewöhnliche Weise. Mutter Dora arbeitet auf einem Forschungsschiff in der Arktis. Sie bohrt auf dem Meeresgrund nach Sedimenten, von denen dann die eine Hälfte untersucht, die andere für später konserviert wird. Ihre Tochter Pina lebt beim Vater Karsten in einem namenlosen Dorf. Hier leben nur noch wenige Menschen und nur zwei Kinder, die seit zwei Jahren nicht mehr wachsen. Dennoch ruht auf ihnen die Hoffnung der Dorfbewohner, die nur noch Leerstände verwalten und hoffen, dass die riesige Hecke, die sie vom Umland trennt, auf Dauer genug Touristen anzieht, damit sich die Dorfkasse nicht völlig leert. Nur die Hecke und das Unkraut wachsen. Alles Übrige unterliegt der totalen Stagnation. Dann wird eines Tages ein Loch in der Hecke sichtbar, es gibt eines nachts einen Brand, und Schädlinge beginnen, die Hecke zu zerstören, die doch die einzige Attraktion des Dorfes ist. Die Zukunftsaussichten sind schlecht. Dem Dorf droht das Verschwinden.
In wechselnden Kapiteln berichtet Molinari aus Doras Sicht über Begebenheiten und Erkenntnisse der kleinen Gruppe in der Arktis und über Geschehnisse im Dorf. Sie beschreibt unbekannte Tierarten und das Schmelzen riesiger Eisberge als Folge des Klimawandels. Der Leser erfährt hier mit Sicherheit vieles, was er bisher nicht wusste. Das ist sowohl interessant als auch besorgniserregend, hat mich aber nicht wirklich begeistert. Die Protagonisten blieben mir fremd, die Ereignisse rund um das Schrumpfen des Dorfes Teil einer nicht als realistisch empfundenen Wirklichkeit. Sprachlich-stilistisch ist das zweifellos gut gemacht, aber ich bin dennoch etwas enttäuscht von dem Roman.