Classic Sherlock mit Abzügen

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Classic Sherlock mit Abzügen

Zum Buch
Sherlock & Moriarty ist ein neuer, mysteriöser Fall für Sherlock Holmes, der allerdings nicht aus der Feder vom bereits 1930 verstorbenen Schöpfer Arthur Conan Doyle stammt, sondern von Gareth Rubin geschrieben wurde. Das Buch ist im Harper Collin Verlag erschienen.

Erwartung
Ich habe bisher noch kein richtiges Sherlock Buch gelesen, sondern nur die Spiele gespielt und die Serie gesehen. deshalb war ich sehr gespannt auf dieses Buch.


Design & Ausstattung
Das Cover an sich ist schön gestaltet und voller kleiner Details, wie chemischer Formeln.
Beim Druck allerdings merkt man, dass sehr gespart wurde. Der Druck billig und nicht wirklich schart, was vor allem bei den Details auffällt. Das liegt allerdings nicht an der Grafik, denn die digital Cover z.B. auf der Verlagswebsite sind messerscharf. Hier wurde einfach eine günstige Druckform gewählt.
Die Qualität erinnert generell eher an amerikanische Taschenbücher, als die, die man normalerweise von deutschen Büchern gewohnt ist.
Zudem wurde auch vom Umfang her, an allen Ecken des Buches gespart. Klassische Dinge wie Danksagung, eine Einordnung der Geschichte (dazu später mehr) etc wurden hier einfach außen vorgelassen. Auch Gestaltungstechnisch wurde sich hier kein Bein ausgerissen. es gibt zwar Kapitelüberschrift, aber keine Zierde und vor allem keine POV Einordung, was für mich als Lesende extrem verwirrend war. Denn das Buch ist aus 2 Perspektiven geschrieben. Einerseits ganz klassisch Dr. Watson, aber genauso aus der Sicht von Moriartys Partner Moran. Und normalerweise steht bei der Kapitelüberschrift dabei, wer das aktuelle Kapitel erzählt und das wurde hier ebenso weggelassen. Das hat mich sehr oft aus dem Lesefluss gerissen. Vor allem weil es manchmal erst nach 1-2 Seiten einordenbar war, wer da gerade am Zug ist.

Charaktere
Sherlock und Watsen waren mir schon gut bekannt, mit Moriarty und Moran hatte ich bisher weniger zu tun. Mir hat gefallen, wie sie in diesem Buch als 2 Seiten einer Medaille beschrieben wurden, die sich nicht nur ebenbürtig, sondern auch sehr ähnlich waren, wenn ihre Ziele auch komplett unterschiedlich waren.
Leider kam ihre Dynamik etwas zu kurz im Buch, den dieses ist eher schnell von der Geschwindigkeit her und das Buch lässt sich sehr schnell wegsnacken.
Ich hätte mir mehr Momente der Zusammenarbeit zwischen den Characteren gewünscht. Mehr gemeinsames entschlüsseln der Rätsel, mehr direktes Zusammenarbeiten und Kräfte bündeln, weil dies die besten Momente des Buches waren, meiner Meinung nach. wenn wir schon dabei sind, gehen wir auch gleich weiter, zu den Dingen, die mir besonders gut gefallen haben.

Das Buch fühlt sich wie ein Sherlock Buch an. Es werden Anspielungen an vorangegange Teile gemacht und auch vom Feeling her, hat es alles recht gut eingefangen. Auch das Pacing und die Dialoge an sich haben mir gut gefallen. Leider war es das dann auch schon wieder mit den positiven Worten.

hier, was mir weniger gut gefallen hat.
Einerseits hat mich die Wortwahl etwas gestört. Ja, es wurde darauf acht gegeben, den Schreibstil vom Ursprungsauto beizubehalten und das Feeling der damaligen Zeit besser einzufangen. Das ist ja an sich nichts schlechtes. Dennoch kamen immer wieder Wörter im Text vor, die man einfach in der heutigen Zeit nicht mehr verwendet und für die es wirklich genug Alternativen gäbe, die weniger beleidigend oder ausgrenzend sind.
Zudem ist mir aufgefallen, dass scheinbar das ganze Buch fast ausschließlich aus männlichen Characteren besteht. Außer 2 namentlichen Sidecharacteren, waren alle andere Männlich. Ja, an sich gab es in dieser Zeit viel Unterdrückung der Frauen und diese durften viele Jobs und Aufgaben nicht übernehmen. Aber wenn man 30 Nebencharactere in allen möglichen Berufen, Orten und Bereichen hat, ist es sehr auffallend, dass nur genau diese beiden weiblich sind, die es als Ehepartnerinnen unbedingt sein mussten, und alle anderen männlich. Versteht mich nicht falsch, ich will nicht, dass die Gender von den Maincharactern geändert werden. Aber es hat sich beim Lesen teilweise so angefühlt, als ob alle Frauen bewusst aus der Geschichte ausradiert wurden. Vor allem, wenn das Buch in der heutigen Zeit geschrieben wurde, könnte man auf diese Dinge etwas mehr Fokus legen.
Wenn man zumindest als Verlag, vor allem als ein so großer Publikumsverlag, so ein Buch so rausbring, dann sollte man sich dieser Dinge viel mehr bewusst sein und zumindest eine Einordnung in das Buch mit hineindrucken, um vor allem für junge Lesende hier eben eine Einordnung des Ganzen zu geben.

Fazit:
Wer ein Fan von Sherlock und co ist, wird mit diesem Buch an sich nichts falsch machen. Es ist eine schnelle, wenn auch teils komplexe und vielseitige Geschichte, die genau den Flair einfängt.
Nichtsdestotrotz hätte man einige Dinge anderes lösen können und ich hoffe, dass diese in zukunft mehr beachtet werden.