Duo Génial

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Da ich keine bin, die einem neuen Sherlock-Holmes-Roman widerstehen könnte, habe ich mich voller Vorfreude auf Gareth Rubins "Holmes & Moriarty" gestürzt. Der Bestseller-Autor, von dem ich vorher noch nie gehört hatte - vermutlich weil seine Bücher bisher nicht auf Deutsch erschienen waren (falls doch, freue ich mich über einen Hinweis) -, hat sich eine eigentlich undenkbare Kombination ausgedacht und den Goldjungen mit dem monströsen Mastermind zusammengespannt. Aus gutem Grund, denn, so stellt sich nach den ersten Kapiteln heraus, nur gemeinsam kann es ihnen gelingen, die Welt zu retten. Und ja, die ist mal wieder in Gefahr.

Was mit der seltsamsten aller Theatervorführungen beginnt - immer wieder wird sie vor demselben Publikum gegeben, das sich lediglich ständig neu verkleidet, und einem der Schauspieler ist das dermaßen unheimlich, dass er sich an Holmes wendet -, entpuppt sich allmählich als wirklich großer Fall. Spinnenhorror, Entführung, Geheimverschwörung und so etwas wie eine angedeutete Zombieapokalypse, alles ist dabei, und der typisch altmodische Sprachduktus vom Ende des vorvorigen Jahrhunderts, den auch die Übersetzerin sehr schön eingefangen hat, sorgt dafür, dass man sich herrlich gruseln kann.

Moriarty und sein Sidekick Moran spielen die ganze Zeit eine ebenbürtige Rolle - wobei mir das nicht so gefiel wie zu Anfang gehofft. Moran, der zweite Perspektivträger neben Watson, führt zwar auch eine zeitgenössische Sprache, doch ist die dermaßen von seiner kaum beherrschten Gewaltbereitschaft, seiner Verachtung für alle, die nicht auf Moriartys Seite sind, und einer aus beidem resultierenden abfälligen Sprache durchdrungen, dass mein Weg durchs Buch weniger einer begeisterten Strandwanderung als einer Berg-und-Tal-Fahrt glich, dermaßen unangenehm wurden mir die Moran-Passagen dazwischen. Da nützte es auch nichts, dass Moran immer wieder durchblicken ließ, auf Eton und Oxford gewesen zu sein - die grundsätzliche Gemeinheit, Abgefeimtheit und Vernunftwidrigkeit seines Charakters waren mir einfach zu viel.

Jenen, denen das nichts ausmacht oder die Moran sogar als erfrischenden Gegenpart zum vielleicht allzu braven Watson empfinden, kann die Buchprüferin diesen Roman mit seiner verschlungenen Geschichte, die in einem düsteren Schweizer Bergdorf gipfelt, empfehlen, alle anderen müssen sie nicht unbedingt lesen.