Die Unendlichkeit

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murksy Avatar

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Wir schreiben das Jahr 2088. Nichts ist mehr so, wie es scheint. Egal ob Mensch oder Gebäude, über alles kann nach belieben eine holografische Maske gelegt werden. Das künstliche Äußere überdeckt den Schmutz und all die "Unansehnlichkeiten" der Natur. Mit speziellen Brillen lässt sich allerdings unter die Maske blicken. Doch das ist nur der Anfang. Selbst das Gehirn scheint seine Geheimnisse verloren zu haben. Es ist gelungen, den "Speicherinhalt" des Gehirns zu digitalisieren. Wer das nötige Kleingeld hat, transferiert die Software in einen anderen Körper. Dies kann ein identischer Klon oder eine x-beliebige Hülle sein. Nur eine Frage des Geldes und des Geschmacks. Diese Form der Gestaltwandlung hat natürlich seine Reize: ein Soldat kann sterben, sein Geist bleibt erhalten; Draufgänger vollführen tödliche Stunts und leben dennoch weiter. Einen Haken hat diese Verfahren. Nach maximal 3 Wochen muss der Inhalt des Gehirns wieder in den Originalkörper. Wenn nicht, Totalausfall...Tod. Eine Programmiererin versucht, dieses Problem zu lösen. Doch sie verschwindet scheinbar spurlos. Galahad, Sohn eines reichen Mannes, arbeitet als Quästor, eine Art Privatermittler. Er soll die verschwundene Frau aufspüren. das schwierige Unterfangen führt den Ermittler um die ganze Welt und in die gefährliche Mächte einer künstlichen Intelligenz, deren Absicht nicht klar zu sein scheint.
Für Galahad beginnt eine atemlose Suche in einer Welt, die ständig ihr Aussehen ändert. Ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt.

Leider habe ich erst zwei Bücher von Tom Hillenbrand gelesen. Das erste handelte von einem draufgängerischen Kaffeedieb, das zweite spielt in einer Zukunftsvision, in der die Menschen nach der scheinbaren Perfektion und dem ewigen Leben streben. Die Tatsache, das beide Bücher zeitlich und inhaltlich komplett verschieden sind, zeigt, wie gut der Autor sein Handwerk versteht. Klug durchdacht schafft es Hillenbrand, seine Vision der Zukunft nicht nur glaubhaft, sondern spannend und kurzweilig zu erzählen. Neben den raffiniert gewobenen Handlungssträngen gelingt es Tom Hillenbrand auch noch, den nahkampftrainierten Galahad durch filmreife Actionszenen zu lenken. Das ist purer Lesegenuss, der alles abdeckt, was ein guter Thriller haben muss. Das Buch hat keinerlei Längen, die ethischen Prinzipienfragen dieser äußerlich scheinenden Zukunft werden zum Nachdenken anregend dargeboten, wechseln ab zwischen philosophischer Betrachtung und Thriller, verknüpfen alles zu einem Fiction-Roman, der leider in Teilen gar nicht mehr so fern zu sein scheint. Meisterleistung eines Könners. Ein Grund, viel mehr von Hillenbrand zu lesen.