Echter Kaffee statt künstliche Intelligenz

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hennie Avatar

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Ich habe mich nach anfänglichen Startschwierigkeiten, auch wegen der vielen fremden Wörter, sehr schnell festgelesen. „Hologrammatica“ war für mich ein absolut fesselnd geschriebener Science–Fiction–Thriller. Ich musste schon voll und ganz bei der Geschichte bleiben, mich konzentrieren, um alles in den richtigen Kontext zu bringen.

Galahad Singh ist der Protagonist, ein Privatermittler, hier Quästor genannt, der den Auftrag erhält, die verschwundene Kryptologin Juliette Perotte zu finden. Die Suche nach ihr gestaltet sich von Anfang an als sehr schwierig. Da sie reich ist, kann sie sich in vielerlei Gestalten verwandeln, kann sich jede Menge „Gefäße“ (Klone) leisten. Doch wie sich herausstellen wird, sind das die geringsten Probleme mit denen der Ermittler im Verlauf seiner Nachforschungen zu kämpfen hat. Zudem verliebt er sich in jemand, von dem er nicht weiß, wer sich dahinter verbirgt. Ist es ein Mann oder eine Frau? Durch die zahlreichen, technischen Möglichkeiten kann sich jeder hinter einer anderen, geschönten Fassade verbergen. „Wer sieht so aus, wie er aussieht?“ S. 135

„Hologrammatica“ wird als Thriller bezeichnet und spielt in einer nicht allzu fernen Zukunft und zwar im Jahr 2088.
Die Story ist schon ganz schön drastisch und extrem, denn so weit ist diese Zukunft nicht. Nur noch 70 Jahre trennen uns von dieser Zeit. Tom Hillenbrand beschreibt den Zustand unserer Welt im weiteren Fortgang des Klimawandels. Australien – dieser Kontinent wurde inzwischen zum unbewohnbaren Territorium. Es gibt keine Nationalstaaten mehr. Sibirien ist das erstrebte Ziel, um dort zu wohnen. Europa ist klimatisch unerträglich. Flora und Fauna in Brasilien werden durch einen Giftwald geprägt. Die Tiere sehen aus wie mißglückte, genetische Experimente...
Hologramme werden über alles gelegt, um die Welt besser aussehen zu lassen, um Unregelmäßigkeiten, häßliche Aspekte zu vertuschen. Einige Superreiche leben inzwischen im Asteroidengürtel und auf dem Mars. In den 40er Jahren des 21. Jahrhunderts wurde mit Hilfe einer „Künstlichen Intelligenz (KI)“ damit begonnen, das hochkomplexe System des Klimawandels zu lösen. Durch die Entwicklung spezieller Viren gelang es die Bevölkerung im Verlaufe der Jahre dynamisch zu dezimieren, ohne zu töten. Das war für mich eine erstaunliche Variante der Absenkung der Weltbevölkerung.

Wie der Autor die komplizierten, vielschichtigen Probleme im Verlaufe der Geschichte miteinander verbindet und dies auch noch verdammt unterhaltsam rüberbringt, das nötigte meine Hochachtung ab. Mit enormer, nahezu überbordender Phantasie, Witz und Humor läßt er Galahad an der Rettung der Menschheit teilhaben. Es endet hoffnungsvoll.

Ich erwartete eine spannende Zukunftsgeschichte mit teils dystopischen Ausblicken, die ich auch bekam, obwohl ich mich manchmal in Absurdistan wähnte!
Am Ende des Buches sind einige spezielle Ausdrücke erklärt zum besseren Verständnis.

Das Cover ist so aussagekräftig, dass die Augen schmerzen. Ein absoluter Eyecatcher. Sehr gut gelungen!

Meine Bewertung: Fünf von fünf Sternen und eine dringende Empfehlung für Sci-Fi-Fans.