Genial komponierter Zukunftsthriller

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern
scarletta Avatar

Von

Tom Hillenbrands "Hologrammatica" verspricht schon mit dem Cover, dass man sich von interessanten Scheinwelten überraschen lassen kann.
Wir tauchen ein in das Leben im Jahre 2088, das sich technisch stark von unserer Gegenwart unterscheidet. So legt sich ein Holonet über die Oberfläche der Stadt, der Häuser, der Inneneinrichtungen und schafft ein schönes Bild, hinter dem sich oft genug eine hässliche, und nun nicht mehr sichtbare Realität befindet. Selbst ganze Denkmäler lassen sich damit darstellen, ohne wirklich vorhanden zu sein. Kein Wunder, dass die Menschen ihr Äußeres ebenso damit verändern und glätten.
Verschiedene Ereignisse haben die Bevölkerung in der Vergangenheit dezimiert und die Sicherheitsbestimmungen verändert. Der Klimawandel hat inzwischen eine Wanderung der Bevölkerung in Richtung kühlerer Regionen bewirkt.
In diesen Umbruchszeiten erhält der Londoner Quästor Galahad Singh, eine Art Privatdetektiv, der verschwundene Personen sucht, einen Auftrag, nach einer jungen Computerexpertin zu fahnden, die seit kurzem vermisst wird. Sie ist in einer aufsteigenden Branche tätig, denn die Möglichkeit, das eigene Gehirn in einer digitalen Form herunterzuladen, und in einem anderen, neuen Körper ein Upload durchzuführen, boomt.

Galahad Singh ist schon ein ganz spezieller Ermittler, mit dem man erst warm werden muss, der dem Leser dann aber ans Herz wächst. Seine Persönlichkeit und seine Biographie wird im Laufe der Geschichte zunehmend vertrauter, indem sie in den Handlungsverlauf spannend eingeflochten wird. Der Fortgang der Geschichte wird aus seiner Perspektive erzählt.
Er behandelt seinen Begleiter (mich, den Leser) so, als wäre er ein Zeitgenosse, dem er manches an Technik oder geschichtlichen Hintergründen erst genauer erklärt, wenn es für seine Ermittlungen wichtig erscheint.
Aufmerksames Lesen lohnt sich, denn so lassen sich Details und komplexe Zusammenhänge erkennen und erschließen.

Der Handlungsverlauf hält einen hohen Spannungsbogen und sein Tempo bis zum Ende durch. Die Ideen und Überraschungen gehen dem Autor nicht aus. Sowohl sein Protagonist als auch seine Geschichte sind wirklich unkonventionell, und auch der Humor kommt nicht zu kurz.
Mich hat das hervorragend geschriebene Buch ungemein gefesselt und war in keiner Minute langweilig.
Wenn ich dann auf der letzten Seite traurig bin, mich vom Protagonisten zu verabschieden, dann ist das eine echte Leseempfehlung.