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Tom Hillenbrand - Hologrammatica



Thriller

1. Auflage 2018
Verlag: KiWi

Klappentext:

Paris im Jahr 2088: Als die Computerexpertin Juliette Perotte spurlos verschwindet, wendet sich ihre Mutter an den Privatermittler Galahad Singh.
stand die Vermisste vor einer Entdeckung, welche die Menschheit radikal verändern würde?
Irgendjemand will Juliettes Geheimnis bewahren- um jeden Preis.
Je länger Singh recherchiert, desto mehr bezweifelt er, das sein Gegner ein Mensch ist…



Rezension:

Bis dato hatte ich weder von dem deutschen Journalisten und Autor Tom Hillenbrand etwas gehört noch gelesen, der allerdings schon 2014 für seinem Krimi „Drohnenland“ eine Auszeichnung als bester deutschsprachiger Science Fiction Roman Autor erhielt.
Dementsprechend neugierig war ich sein neustes Werk, diesmal einen Thriller zu lesen.


Die Geschichte beginnt recht unspektakulär, der Privatdetektiv Galahad Singh aus London (im Buch wird er als Questor bezeichnet) bekommt den Auftrag die verschwundene Programmiererin Juliette Perotte zu finden.
So weit so gut… ich beginne mich also auf einen Detektivroman einzustellen… doch schon nach ein paar Seiten wird mir klar das dem nicht so ist.
Er paart diesen nicht nur mit einem High-Tech Thriller sondern auch mit Cyberpunk Sci-Fi.
Wie ich finde eine recht aufregende Mischung.


Der smarte, von Depressionen geplagte Galahad Singh, der selbst in brenzligen Situationen seine Selbstironie und eine gewisse Art von Humor bewahrt, verfolgt also die Spur von Perotte und stößt dabei auf ein paar Ungereimtheiten.
Aus welchem Grund hat sie unter ihrer Wohnung eine zweite Wohnung auf einen falschem Namen angemietet?
Was hat es mit den Klonen von ihr auf sich die sich dort befinden?
Und ist sie eventuell verschwunden weil es ihr gelungen ist sich in Cogits zu Hacken?
Auf einige Fragen versucht er sich während einer Party, auf die eigentlich Perotte geladen war Antworten zu verschaffen.
Dabei lernt er die schöne und mitteilsame Francesca kennen, ein Quant, ihr ist es also möglich ihren Verstand in verschiedene Gefäße
hochzuladen.
In eines dieser Gefäße verliebt er sich, doch verliebt er sich wirklich nur in das gutgebaute, durchtrainierte Äußere von Francesco wie er sich von nun an in Galahad’s Gegenwart nennt, oder in sein Innerstes?


Anscheinend unterhält Perotte nicht nur ein eigenes geheimes Projekt in der Firma in der sie arbeitet, sondern führt ein komplettes Doppelleben.
Je näher Galahad der Lösung dieses Rätsels kommt, bekommt er es auch mit Widersachern zu tun, die ihn aus dem Weg räumen wollen.
Und das nicht mit modernsten Waffen, sondern mit riesigen Schwertern.


Sicherlich hätte ich dieses Buch viel schneller verschlungen, wenn er mir nicht Dutzende von Holpersteine in den Text gelegt hätte.
So viele Wortneuschöpfungen, Anglizismen, Metaphern, Vergleiche und Fremdwörter auf einmal habe ich selten in einem Werk gelesen.
Doch gerade dadurch wurde ich dazu gezwungen es noch aufmerksamer zu studieren und ab und an mal inne zu halten, um mir Wörter zu übersetzten, oder das Fremdwörter Lexikon rauszuholen.


Für mich, die technisch recht unversiert daherkommt, waren die ganzen Fachbegriffe und technischen Zusammenhänge ziemliches Neuland und stellenweise recht schwer nachzuvollziehen.
Doch Tom Hillenbrand hat es den Nicht-Technik-Nerds so einfach wie möglich gemacht, indem auch sein Protagonist technisch nicht so auf der höhe ist und man ihm viele Dinge auf einfache Art näher bringt.


So wird ihm erklärt ein Cogit sei die digitale Nachbildung eines Menschlichen Gehirns und als Quants werden die Personen bezeichnet die ihr Gehirn scannen und auf eine Festplatte bannen lassen, um somit den Verstand in jedes x beliebige Gefäß (Klon) hochladen zu können.

„Noch sind Klone den Reichen vorbehalten, doch es ist ein Markt der Boomt und Klone werden immer billiger, doch wenn jeder zu einem Hohlkopf wird, wer sieht dann noch so aus wie er aussieht?“

Auch das kleine Hologrammlexikon auf den letzten Seiten des Buches war mir eine große Hilfe um mich durch die irrwitzige Welt von Tom Hillenbrand zu forsten, in der die Menschheit durch eine Krankheit drastisch dezimiert wurde, nichts mehr einen Wert zu haben scheint und jeder möglichst anonym leben will.
Eine Welt die so oberflächlich ist, in der man sein Aussehen in sekundenschnelle verändern kann, dreckige Wohnungen mit „holopolish“ sauber erscheinen lässt und Gebäude durch Hologramme ersetzt werden.


Der rote Faden war für mich anfangs nicht ganz so klar erkennbar.
Es gibt zu viele kleinere Geschichten, die zwar am Ende alle zusammenlaufen und sich aufklären doch zwischendurch, das gebe ich zu, war ich etwas verwirrt.
Das tut dem ganzen allerdings keinen Abbruch, für mich ist es ein rundum gelungener Detektiv-Ski-Fi-Thriller, der besonders durch seine parataktische Schriftsprache und den gut charakterisierten Ich Erzähler punktet.
Dadurch, das der gesamte Text im Präsenz geschrieben ist wirkt die Geschichte auf mich noch authentischer und genügend Stoff für eine Fortsetzung gibt es allemal.