Zukunftsvision trifft spannende Geschichte

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waldeule Avatar

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Wow – im wahrsten Sinne des Wortes ein „abgedrehtes“ Buch (und damit meine ich nicht das Cover). :-) Sondern der spannende Zukunftsthriller, den uns Tom Hillenbrand hier mit einer nachdenklich machenden Vision präsentiert.

Auf den ersten Blick ist die Welt am Ende dieses Jahrtausends eine ganz andere geworden. Nur noch der schöne Schein zählt – über Möbel, Menschen und ganze Gebäude wird das perfekte Hologramm gelegt und alles ist zumindest auf den ersten Blick perfekt. Doch natürlich trügt diese Scheinwelt, denn die Menschen ändern sich nicht. Ich habe mich sehr schnell in diese „neuen“ Welt eingefunden, auch wenn anfangs viele ungewohnte Wörter den Lesefluss unterbrachen. Doch etliche werden erklärt und der Rest erschließt sich aus dem Kontext. Mir gefällt an den Hillenbrand-Büchern, dass die Zukunft zwar utopisch, aber durchaus denkbar geschildert wird. Außerdem macht die technische Entwicklung in manchen Gebieten zwar enorme Fortschritte, trotzdem bleibt es aber „realistisch“.

Ohne große Vorrede beginnt die Haupthandlung des Buches. Der Quäker Galahad Singh wird beauftragt, nach der verschwundenen Computerexpertin Juliette Perotte zu suchen. Galahad ist eine sympathische Hauptperson. Kein „Hohlkopf“, sondern mit den Werten und Normen einer vergangenen Zeit ausgestattet sucht er mit analogen Methoden und nicht digital nach seinen Klienten. Auf seiner Suche lernen wir mit ihm die Möglichkeiten zunehmender Digitalisierung kennen: das Leben in Hologrammatica, den Gehirntransfer in ein „Gefäß“ und die Gefährlichkeit der KI. Mindestens genauso spannend wie die Suche nach der verschwundenen Programmiererin sind dabei die (technischen) Hintergründe.

Das Buch wirft Fragen auf, denen wir uns als Menschen irgendwann stellen müssen. Was kann und darf künstliche Intelligenz? Wollen wir uns jederzeit so verändern könne, dass uns keiner mehr erkennt? Wie lösen wir das Klimaproblem? … Besonders faszinierend (wenn auch nicht nachahmenswert) fand ich die Idee, den Körper beliebig wechseln zu können. Ob Mann oder Frau, ob alt oder jung – all das ist dann (zumindest zunächst) nicht mehr bedeutsam. Deshalb hat es mir gerade Fran angetan, denn „es“ verkörpert sehr gut diesen „neuen“ Menschentypus.

Es ist durchaus ein Buch, bei dem man mitdenken und dabeibleiben muss. Gerade gegen Ende stellte es meine Vorstellungsmöglichkeiten vor eine echte Herausforderung. Aber das macht nichts – die Kombination spannende Geschichte und Zukunftstechnik habe ich gerne gelesen und dafür auch gerne meine grauen Zellen angestrengt.

Beim Cover bin ich echt hin- und hergerissen. Es ist – da sehr ungewöhnlich – ein echter Hingucker und passt wie die Faust aufs Auge zum Buch. Aber längere Zeit konnte ich es nicht anschauen, ohne dass mir schwindelig wird. Etwas unpraktisch beim Lesen. ;-)

Fazit: Ein tolles, wenn auch etwas abgefahrenes Buch, zumindest zum Schluss. Aber für Leute, die gerne mal was „anderes“ lesen, perfekt! Deshalb 5 Sterne von mir.