Der Traum von der Selbstversorgung – realistisch auch für Anfänger?

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Die Idee, sich mit eigenem Obst und Gemüse zu versorgen, bei dem man sicher sein kann, dass es keine Chemikalien gesehen hat, das man nicht erst aus einem Plastikwust rauspellen muss und dem man beim Wachsen zusehen kann, was herrlich entspannend ist – das klingt doch super. Überhaupt wäre etwas mehr Natur ja vielleicht ganz schön … Und wenn man keinen grünen Daumen hat? Kein Problem berichtet Judith Rakers in „Homefarming“ aus eigener Erfahrung. Wer noch nie einen Garten sein eigen nannte und dann quasi auf Selbstversorger, naja Homefarmer wäre genauer, umstellen will, hat einen Haufen Fragen und auf viele davon gibt es in diesem Buch Antworten: Bekomme ich das mit eigenem Obst und Gemüse hin, wenn ich nur einen Balkon habe und in der Stadt wohne? Was mache ich denn dann mit all dem frischen Kram, ich kann ja nicht mal kochen?! Bekomme ich das neben dem Job hin mit dem Gärtnern? Eier von eigenen Hühnern wären ja klasse, aber Hühner, echt jetzt?

Das Buch ist übersichtlich aufgebaut und reich bebildert, sodass die Ausführungen wunderbar veranschaulicht werden. Sehr wohltuend ist der Stil: Judith Rakers schreibt humorvoll (und scheut auch nicht davor zurück, sich ein Stückweit selbst auf die Schippe zu nehmen) und sehr verständlich. Mit ihren Erfahrungen vom absoluten Newbie zum weitgehenden Selbstversorger motiviert sie und macht sie Mut, das Thema anzupacken. Ehrlich ist sie auch in puncto Misserfolge (sowohl allgemein als auch bei Paprika … die könnten echt besser aussehen). Man erfährt, welche Pflanzen voll anfängerkompatibel und welche eher für Fortgeschrittene geeignet sind, wie man Obstbäume schneidet, wie ein Ei entsteht usw. So bekommt man ganz nebenbei auch mit, dass man sich mit eigenem Gemüse fast schon zwangsläufig saisonal und regional ernährt und ob bzw. wie man die Gartenerzeugnisse lagern bzw. haltbar machen kann – dafür ist der Rezeptteil mit durchaus interessanten Rezepten da. Besonders relevante Informationen sind farbig unterlegt – extrem hilfreich fand ich die neudeutsch „lifehacks“ genannten Tipps, wie etwa, einen Eierkarton zur Anzuchtstation zweckzuentfremden. Das Buch eignet sich für alle, die keine Ahnung vom „bäuerlichen Leben“ haben, die aber ohne gleich doktrinär werden zu wollen, ihren Lebensstil ändern wollen und dabei ein wenig Arbeit nicht scheuen. Denn das Erfreuliche am Gärtnern ist: Gemüse wächst im Wesentlichen von allein – und wer je einem verrückten Huhn beim Eierlegen zugehört hat, wird die Show zu schätzen lernen. Ich bin begeistert: Ich habe eine Menge Anregungen mitgenommen und dieses Jahr wird mehr experimentiert …