4,5 Sterne von mir - atmosphärisch, düster, fesselnd!

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern
blackcat Avatar

Von

Neuengland, Maine – 1929: Hat die 17-jährige Lenora Hope ihre Familie brutal ermordet? Aus Mangel an Beweisen werden die Ermittlungen eingestellt und seither hat sie nicht mehr darüber gesprochen.

1983: Die Ü-30-erin Kit ist frustriert. Sie hatte Probleme bei der Arbeit, die polizeiliche Ermittlungen nach sich zogen, die ins Leere liefen, doch sie musste wieder zuhause einziehen.

Dann bekommt sie die Gelegenheit als häusliche Pflegekraft in Hope’s End zu arbeiten, einer gigantischen Villa am Atlantischen Ozean, um sich um die 71-jährige Leonora zu kümmern. Diese ist, gezeichnet von den Nachwirkungen mehrerer Krankheiten, auf einen Rollstuhl angewiesen und kann nicht sprechen. Kit nimmt dem Job bei der vermeintlichen Mörderin widerwillig an, mit ihrer Vita kann sie schließlich nicht wählerisch sein.

Plötzlich möchte Lenora erzählen was damals geschah und fängt an auf ihrer Schreibmaschine tippen: Sie beginnt mit den Ereignissen, die sich acht Monate vor den Morden ereigneten, um zu erklären, wie es dazu kommen konnte, wer was tat und warum...

Doch in Hope’s End häufen sich auch in der Gegenwart bedrohliche Vorfälle und Kit erfährt schrittweise wer, was darüber weiß - schockierende Enthüllungen inklusive. Aber wem kann sie vertrauen? Leonora, die behauptet, dass ihre Schwester Virginia herumspukt? Der herrischen Hauswirtschafterin? Dem flapsigen Dienstmädchen? Dem offenherzigen Gärtner? Dem freundlichen Koch? Und weshalb ist ihre Vorgängerin heimlich über Nacht verschwunden, ohne zu kündigen? Jemand scheint um jeden Preis verhindern zu wollen, dass die Wahrheit ans Licht kommt...

Riley Sager vermittelt von Anfang an eine greifbar unheilvolle Stimmung und ein sehr gutes Bild der Charaktere. Erzählt wird, mit viel Feingefühl sowie psychologischem Gespür, aus Kits uns Leonoras Sicht. Der atmosphärische, ausdrucksstarke Schreibstil ließ die Geschichte über zwei Frauen mit zweifelhaftem Ruf, der ihr Leben prägt, wie einen Film vor meinem geistigen Auge ablaufen.

Die Geschehnisse sind herrlich verschachtelt, rätselhaft, packend sowie kurvenreich. Und das letzte Drittel ist nervenzerreißend spannend, erschütternd, außerdem voller schwindelerregender falscher Fährten bzw. Enthüllungen! Zwei Elemente der Auflösung fand ich zwar nicht 100%ig plausibel, aber bei der Fülle von Wendungen, Überraschungen sowie entsetzlichen Erkenntnissen trübte das mein Lesevergnügen kaum.

Die Zeitreisen in die 1920er und 1980er sind ein tolles Extra!