Leonora nahm einen Strick

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Maine. Leonora Hope ist im Jahr 1929 die einzige Überlebende nach einer schrecklichen Bluttat. Ihre Eltern und ihre Schwester Virginia wurden ermordet. Die damals 17-jährige ist die Hauptangeklagte, streitet jedoch die Tat ab. 50 Jahre später wohnt sie noch immer im Familienanwesen Hope’s End. Allerdings ist Leonora nach einer Polioinfektion und mehreren Schlaganfällen bis auf ihre linke Hand gelähmt. Sie kommuniziert mittels einer Schreibmaschine. Kit McDeere wird ihre Krankenpflegerin. Auch sie hat eine Vergangenheit, die sie lieber verschweigt. Die beiden Frauen haben möglicherweise mehr gemeinsam als zunächst gedacht. Je mehr Kit über ihre Patientin erfährt, desto größer wird die Gefahr, in die sie sich begibt.

Riley Sager hat in dem Thriller Hope’s End eine düstere Atmosphäre geschaffen, in der allerlei Geheimnisse bewahrt werden. Seine Protagonistin Kit betreut die mutmaßliche Mörderin Leonora Hope. Ihr gesundheitlicher Zustand lässt sie eher hilfsbedürftig als gefährlich wirken. Dennoch ist die letzte Pflegerin verschwunden, ohne ihre Sachen mitzunehmen. Zwangsläufig muss man sich fragen, ob auch sie Opfer eines Mordes wurde. Es gibt auch einige Figuren, denen man ein Verbrechen zutraut. Je mehr Kit von und über Leonora erfährt, desto mehr Verdächtige kommen in Betracht. Der Leser ist immer nah dabei, weil man außer Kits Empfindungen auch noch die Schilderungen Leonoras aus den Einschüben erfährt. Die Handlung lebt aber auch von den vielen Wendungen, sodass die Figuren auch wieder entlastet und später doch wieder verdächtigt werden. Der Spannungsbogen ist von Anfang an sehr hoch angelegt und kann sich während des Verlaufs noch steigern.

Die Figuren agieren glaubhaft. Die Ich-Erzählerin Kit hat nach zwölf Jahren Berufserfahrung einen signifikanten Fehler begangen, bei dem ein Mensch starb. Sie wurde daraufhin beurlaubt und benötigt nun diese Stelle, um sich zu beweisen. Sie muss also bleiben. Das heruntergekommene Anwesen steht hoch über einer Klippe, die immer weiter abbricht. Die vom tosenden Atlantik ausgehende Gefahr ist unterschwellig spürbar. Viel zu schnell könnte eine unliebsame Person dort zum Schweigen gebracht werden. Außerdem gibt es neben weiteren Bediensteten eine Haushälterin, die über jeden einzelnen Schritt in Hope’s End informiert ist. Die Beziehungen untereinander lassen Spekulationen zu, was damals wirklich passiert ist.

Mit Hope’s End – Du kannst niemandem trauen erzählt Riley Sager einen Thriller, der einem eine Gänsehaut beschert. Obwohl die blutige Tat bereit ein halbes Jahrhundert her ist, ist sie noch im Anwesen präsent. Die Ermittlungen stützten sich damals auf Indizien, sodass es nicht zu einer Verurteilung kam. Leonora Hope hat nun den dringenden Wunsch, die Ereignisse aus ihrer Sicht zu schildern. Es gibt also zwei Sichtweisen auf die Geschehnisse. Die Wahrheit liegt irgendwo dazwischen und irgendwo dort ist möglicherweise noch ein entschlossener Mörder.