3.5 Sterne von mir - nicht ganz mein Geschmack

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blackcat Avatar

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Salem wurde kurz vor der Hochzeit verlassen und sie will den damit verbundenen Scherbenhaufen hinter sich lassen. Sie hat sich Urlaub genommen, um tagsüber Zeit in der Natur zu verbringen, abends zu entspannen, sich neu zu orientieren, weshalb sie sich ein Zimmer in einem B&B auf einer abgelegenen Insel mit atemberaubender Natur reserviert hat. Doch auf "Blackridge Island" erlebt sie einige Überraschungen: sie fühlt sich unwiderstehlich zu der Eigentümerin Rayne hingezogen und auf der Insel gehen höchst merkwürdige Dinge vor sich …

Die religiösen Inselgemeinschaft begegnet Salem feindselig und die seltsamen Begebenheiten im sowie um das B&B beunruhigen sie, genau wie die sich häufenden Vermisstenfälle. Aber die Zweisamkeit mit Rayne ist ihr all das Wert, denn mit ihr kann sie Fantasien ausleben, für die sie sich bisher geschämt hat bzw. beschämt worden ist.

Man ist sofort mitten im Geschehen, der Erzählstil ist ungemein atmosphärisch, Salems und Raynes Innenleben werden ausdrucksstark, manchmal herrlich selbst-ironisch, beschrieben und die Handlung ist ereignisreich, rätselhaft sowie unheimlich - absolut mitreißend!

Was hat es mit der Bedrohung auf sich, die mit dem ersten November kommt? Welche Rolle spielt die eigentümlich religiöse Inselgemeinschaft?

Erzählt wird abwechselnd aus Salems und Raynes Perspektive. Ich empfand beide bzw. Ihre (erotische) Beziehung als eher schablonenhaft gezeichnet. Salem wurde in ihrer letzten Beziehung respektlos behandelt und sie begibt sich diesbezüglich mMn zu sehr in eine Operrolle. Ihre Passivität hat mich innerlich zusammenzucken lassen, denn an einer Stelle heißt es sinngemäß, dass sie sich das gefallen ließ, weil sie Angst hatte, sonst verlassen zu werden – sie ist Ende zwanzig, weshalb es mich ehrlich gesagt traurig und wütend gemacht hat, dass ihre Angst vor dem Verlassenwerden stärker war als ihr Selbstwertgefühl. Ich hätte mir mehr “Autonomie” gewünscht, z. B, dass sie irgendwann aufgewacht ist und ihn verlassen hat. Rayne war für der Typ “Harte Schale, weicher Kern”: Sie hat eine tragische Familiengeschichte, tut jedoch lange so, als wäre es keine große Sache. Sie gibt den Ton an, agiert sehr selbstsicher und versucht ihre Emotionen zu kontrollieren. Auf ihre Art ist sie allerdings auch schnell offen und verletzlich.

“House of Rayne” ist eine wunderbar mysteriöse Grusel-Geschichte mit großartigem Setting - die abgeschiedene Insel und das B&B, ein über hundert Jahre altes, efeubedecktes Herrenhaus, das von einem dichten Waldgebiet umgeben ist, sind der perfekte Rahmen für die spannenden, geheimnisvollen Geschehnisse.